Dokument-Nr. 8502

[Kein Betreff], 18. August 1917

[Abschrift]
Der französische amtliche Bericht verbreitet die ungeheuerliche Behauptung, dass die Kathedrale von St. Quentin ein Opfer deutscher Brandstiftungen geworden sei. Am 16. August meldet der deutsche Heeresbericht, dass 3000 Schuss auf St. Quentin fielen, wodurch das Pfarrhaus und hierauf die Kathedrale in Brand geriet. Seit dem 7. April 1917, also volle vier Monate, liegt St. Quentin unter dem Feuer der französischen und englischen Artillerie aller Kaliber. Schon am 9. April erhielt die Kathedrale schwere Beschädigungen durch 5 Volltreffer und bis Mitte August steigerte sich die Zahl der Volltreffer auf die Kathedrale auf über 300. Der Justizpalast, die Kirche St. Martin und St. Eloi, Luceum, Rathaus, Post, Börse, Theater und die Bank von Frankreich wurden ebenfalls von Hunderten von Granaten getroffen. Im ganzen feuerten Franzosen und Engländer etwa 8000 Schuss auf St. Quentin und dem schweren Bombardement vom 15. August fiel die zur Ruine geschossene Kathedrale endlich zum Opfer. In einer Reihe von photographischen Aufnahmen sind die Zerstörung, die Quentin und die Kathedrale erlitten, festgehalten. Es exisitieren selbst Filmaufnahmen, auf denen man deutlich die Einschläge feindlicher Granaten unzweifelhaft erkennen kann. Die Einschläge lassen deutlich die Schussrichtung feststellen. Ferner wurde eine grosse Anzhal englischer und französischer Blindgänger in Quentin gesammelt. Wenn die wiederholte französische Meldung, dass St. Quentin trotz aller erdrückender Beweise, weder von den Engländern noch von den Franzosen beschossen wurde, aufs äusserste erstaunen musste, so muss die französische Darstellung, dass die Kathedrale deutscher Brandstiftung zum Opfer gefallen sei, als der Gipfel der Entstellung und Verdrehung von Tatsachen angesehen werden.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 18. August 1917, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 8502, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/8502. Letzter Zugriff am: 28.04.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 12.01.2016.