TEI-P5
Dokument-Nr. 12786
Eure Eminenz haben mich durch die Fürsorge, die Eure Eminenz den Unglücklichen
Gefangenen auch meiner Verwaltung angedeihen lassen, zur grössten Dankbarkeit verpflichtet.
Ich hoffe daher, keine Fehlbitte zu tun, wenn ich die Aufmerksamkeit Euer Eminenz auf einen
Vorgang lenke, durch den fünf Angehörige meiner Verwaltung betroffen sind. Es handelt sich
um den Oberzollsekretär Landers, den Zollsekretär Jussen und die Zollassistenten Haase,
Knetsch und Markus. Die Belgier haben am 27. April 1923 diese und zehn andere
politische Gefangene, die noch mehr als 2 Monate Gefängnisstrafen abzubüssen hatten,
aus dem Gefängnis in Aachen nach ihrem Gefängnis in Verviers abgeführt. Als Grund für diese
nur als Deportation zu bezeichnende Massnahme geben sie an, dass der Raum in dem Gefängnis
in Aachen zur Unterbringung aller Verhafteten nicht ausreicht. Das Grausame der Massnahme
ist dadurch erhöht worden, dass sie den Beamten erst eine Stunde vor dem Abtransport hiervon
Kenntnis gaben. Wie ich soeben gehört habe, ist Aussicht auf baldige Rückkehr der
Deportierten nicht vorhanden. Ich brauche nicht besonders hervorzuheben, wie mir das
Schicksal der fünf Angehörigen
Hermes
Online seit 24.10.2013.
Dokument-Nr. 12786
Hermes, Andreas
an Schulte, Karl Joseph
Berlin, 03. Mai 1923
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meiner Verwaltung an Herzen
liegt und richte daher an Euer Eminenz die ergebenste Frage, ob es möglich wäre, durch
geeignete Schritte über das Befinden und Schicksal der Gefangenen in Verviers Erkundigungen
einziehen zu lassen und, soweit es sich um die oben mitgeteilten Angehörigen meiner
Verwaltung handelt, ihnen meinen Gruss zu übermitteln und ihre Wünsche entgegen zu
nehmen.Hermes