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                            Dokument-Nr. 12778
                         
                        
                        2 Beilagen. 
                        In Erledigung des oberhirtlichen Auftrages v. 9. Febr. beehre ich mich
        ehrerbietigst gehorsamst Nachstehendes zu berichten:
Die Angaben des beiliegenden Gesuches sind zum Teil übertrieben, zum Teil unrichtig. Der Gesuchsteller ist Invalide, der als Eisenbahner i. J. 1918 infolge Berufsunfalles beide Beine verloren hat. Er bezieht eine Rente als zu 100 % erwerbsunfähiger Kriegsinvalide; außerdem erhält er reichliche Unterstützungen der Kriegsfürsorge. Schon wenigstens 3 mal wurden ihm durch Vermittlung des Bezirksamtes schöne u. gutbezahlte Dienststellen an der Eisenbahn angeboten, welche seinem körperlichen Zustande entsprachen, die er aber jedes mal ablehnte. Seine Wohnung ist gewiß beschränkt u. mangelhaft; allein in der Gemeinde stehen 2 geräumige Wohnungen für ihn zur Verfugung; er weigert sich aber dieselben zu beziehen u. fordert von der Gemeinde einen Neubau, der ihm natürlich nicht gewährt werden kann.
                            
Ehrerbietigst gehorsamst
J. Klein, Pfarrer 
                        186r links oben unter dem Datum von unbekannter Hand notiert, vermutlich vom
            Empfänger: "[ein Wort unlesbar] 16. 2. 23". 
                        
                             
                        Online seit 23.07.2014. 
                    
    Dokument-Nr. 12778
Klein, Johann / Johannes an Bischöfliches Ordinariat Speyer
 an Bischöfliches Ordinariat Speyer
Reipoltskirchen, 14. Februar 1923
                        Die Angaben des beiliegenden Gesuches sind zum Teil übertrieben, zum Teil unrichtig. Der Gesuchsteller ist Invalide, der als Eisenbahner i. J. 1918 infolge Berufsunfalles beide Beine verloren hat. Er bezieht eine Rente als zu 100 % erwerbsunfähiger Kriegsinvalide; außerdem erhält er reichliche Unterstützungen der Kriegsfürsorge. Schon wenigstens 3 mal wurden ihm durch Vermittlung des Bezirksamtes schöne u. gutbezahlte Dienststellen an der Eisenbahn angeboten, welche seinem körperlichen Zustande entsprachen, die er aber jedes mal ablehnte. Seine Wohnung ist gewiß beschränkt u. mangelhaft; allein in der Gemeinde stehen 2 geräumige Wohnungen für ihn zur Verfugung; er weigert sich aber dieselben zu beziehen u. fordert von der Gemeinde einen Neubau, der ihm natürlich nicht gewährt werden kann.
186v
 Mit seinen fortwährenden Eingaben u. Beschwerden an hohe
        u. höchste Stellen (Regierung, Reichstag, Reichspräsident u. s. w.) ist er ein
        Schrecken der Behörden besonders des Bezirksamtes u. der Fürsorgestellen geworden. Der Mann
        ist nervös überreizt u. sein derzeitiger Aufenthalt im Krankenhause Kaiserslautern dient dem
        Vernehmen nach neben seiner körperlichen Pflege auch der Beobachtung seines
        Geisteszustandes. Seine Familie ist recht zu bedauern u. kann eine Unterstützung derselben
        nur befürwortet werden; zu einer Bereitstellung der Kosten für einen Hausbau, die sich
        wenigstens auf 3-4 Millionen Mark belaufen würden, besteht sicher keine Veranlassung.
        Die beste Hilfe für Braun wäre eine Berufsbeschäftigung, wie sie ihm schon einige mal
        angeboten wurde, da die fortwährende Untätigkeit seinen Geistes- u. Nervenzustand nur noch
        mehr zerrütten wird.Ehrerbietigst gehorsamst
J. Klein, Pfarrer
