Dokument-Nr. 2782
Die Dormition (Mariä Heimgang) auf dem Sion und die Abtei Maredsous, in: Kölnische Volkszeitung, Nr. 382, 17. Mai 1919
Um das Heiligtum zu schützen, bemühte sich der Weihbischof von Jerusalem beim britischen Militärgouverneur, daß Kloster und Kirche bis auf weiteres der ausschließlichen Obsorge des lateinischen Patriarchates anvertraut würden. Der Militärgouverneur erklärte sich damit einverstanden, und der lateinische Patriarch konnte infolgedessen das Patriarchalseminar im Kloster unterbringen.
Der Heilige Stuhl, der von der Angelegenheit Kenntnis erhielt, erkannte sogleich die Gefahr, daß das Heiligtum verkauft und in nichtkatholische Hände geraten könnte, und tat alsbald Schritte, um bis zur endgültigen Regelung der Verhältnisse im Heiligen Lande nichtdeutschen Benediktinern die Obhut der Dormition zu übertragen. Die Kongregation der Sub(l)acenser Benediktiner erklärte sich infolge einer Anfrage des Heiligen Stuhles bereit, italienische Patres nach Jerusalem zu schicken.
Während die Verhandlungen noch schwebten, kam der Abt des belgischen Benediktinerklosters Maredsous nach Rom, um vom Heiligen Vater die Trennung seiner Abtei von der Beuroner Kongregation zu erwirken, welche ihm auch gewährt wurde. Bei Gelegenheit dieser Anwesenheit in Rom hörte der Abt von Maredsous, daß das Heiligtum der Dormition infolge der Ausweisung der deutschen Benediktiner gefährdet sei; er bat deshalb den Heiligen Vater ohne Wissen des Abt-Primas und des Erzabtes von Beuron, das Heiligtum der Abtei Maredsous anzuvertrauen. Der Heilige Vater gab seine Zustimmung. Jedoch mußte der Abt von Maredsous einen Revers unterzeichnen, daß er und seine Nachfolger verpflichtet seien, die Dormition zu räumen, sobald der Verein vom Heiligen Lande oder die Benediktiner der Beuroner Kongregation dies verlangten. Der Revers wird in der Päpstlichen Staatssekretarie aufbewahrt. Am 11. März d. J. sind vier Patres aus Maredsous in Jerusalem eingetroffen; Oberer ist Pater Gregor Fournier. Der Patriarch hat seit dem Erscheinen der Patres sein Seminar von Sion zurückgenommen. W[ir] w[ollen] Gott danken, daß das durch die Opferwilligkeit der deutschen Katholiken erstandene Heiligtum trotz der schwierigen Verhältnisse in katholischen Händen geblieben ist. Hoffentlich können bald wieder deutsche Benediktiner in das Besitztum des Vereins vom Heiligen Land zurückkehren.