TEI-P5
Document no. 5426
Euer Excellenz,Hochwürdigster Herr Apostolischer Nuntius,Der fragliche Satz meiner
Katholikentagsrede, dessen Sinn der "Correio de Manha" vom 14. Sept. verdreht, wollte
nicht der republikanischen Staatsform, sondern nur der deutschen Revolution eine sittliche
Note geben. Der Satz lautete: "Die Revolution von 1918 war Meineid und Hochverrat und bleibt
für alle Zeiten "mit einem Kainsmal gezeichnet". Im Zusammenhang war davon die Rede, dass
die zehn Gebote Gottes (von den Geboten der Kirche war an dieser Stelle nicht die Rede) die
Grundlage sein müssen nicht bloss für die private Lebensordnung, sondern auch für die
öffentliche Gesellschaftsordnung, und als Beispiel zum 4. Gebot Gottes wurde obiger
Satz gesprochen. Von der Republik oder Monarchie oder einer andern Staatsform war mit keinem
Wort die Rede. Eine Verfassung oder Republik kann trotz der vorausgehenden schlechten
Revolution
Mit dem Bedauern, dass Euere Exzellenz neben den überaus vielen amtlichen Arbeiten auch mit dieser Sache sich bemühen müssen, und mit dem Ausdruck ehrerbietigster Gesinnung und tiefster Verehrung.
Euerer Exzellenz
Ergebenster Diener
M. Kard. Faulhaber
Erzbischof von München
Online since 31-07-2013, last modification 20-01-2020.
Document no. 5426
Faulhaber, Michael von
to Pacelli, Eugenio
Adelholzen, 19 October 1922
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gut und rechtmässig sein, wenn sie für das bonum
commune und als Wille des Volkes zustande kam – darüber zu reden war durch mein Thema nicht
veranlasst – aber die Revolution von 1918 ist und bleibt ein Verbrechen gegen das vierte
Gebot. Es wurden also nur die Urheber der deutschen Revolution als Meineidige bezeichnet,
nicht jene, welche heute bona fide auf dem Boden der republikanischen Staatsform stehen. Der
Osservatore Romano hatte den richtigen Wortlaut gegeben. Mit dem Bedauern, dass Euere Exzellenz neben den überaus vielen amtlichen Arbeiten auch mit dieser Sache sich bemühen müssen, und mit dem Ausdruck ehrerbietigster Gesinnung und tiefster Verehrung.
Euerer Exzellenz
Ergebenster Diener
M. Kard. Faulhaber
Erzbischof von München