Document no. 12851
Achmeteli, Wladimir to Pacelli, Eugenio
Berlin, 31 October 1923
beehre ich mich auf das gefällige Schreiben vom 23. ds. Mts. nachfolgendes [sic] ergebenst zu unterbreiten.
Der aus Georgien von den sowjetrussischen Okkupationsbehörden ausgewiesene und jetzt in Berlin lebende Herr Dr. Raphael Iwanitsky-Ingilo, Mitglied des georgischen Patriarchalrates, ist mir persönlich gut bekannt. Ausgewiesen aus Georgien wurde er, weil er bei den Sowjetbehörden im Verdachte stand, das Memorandum, das im Jahre 1922 vom Hochheiligen Patriarchen Ambrosius an die internationale Friedenskonferenz in Genua gerichtet wurde, verfasst zu haben. Er war von den Sowjetbehörden auch aus anderen gründen Verfolgungen ausgesetzt: Weil er überaus diensteifrig sich zum Schutze der Georgischen Apostolischen Kirche betätigte und auch im politischen Leben des Landes als Mitglied der Konstituierenden Versammlung eine bekannte Persönlichkeit war.
Der Georgische Patriarchalrat hat ihn zu seinem auswärtigen Vertreter mit Sitz beim Heiligen Stuhl in Rom ernannt. Dass unser Patriarchalrat jetzt in bedrängter Lage, auch in materieller Hinsicht ist, dürfte Euer Hohen Eminenz bekannt sein. Es wäre daher von grösstem Interesse für unser Volk, wenn Eure Hohe Eminenz beim Heiligen Stuhl befürworten würden, Herrn Dr. Iwanitsky-Ingilo den Aufenthalt beim heiligen Stuhl zu ermöglichen.
Der Heilige Stuhl war Jahrhunderte hindurch Beschützer der Selbstständigkeit der Georgischen Kirche, und ich hoffe daher auch in dieser schweren Zeit, wenn unsere Kirche und ihre Vertreter, die von dem sowjetischen Eroberer Unsägliches zu erdulden haben, auf den bewährten Schutz und Beistand des Heiligen Stuhles und auf die gütige Befürwortung Euer Hohen Eminenz.
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In voraus [sic] verbindlichst dankend,in aller Ergebenheit
Dr. Achmeteli
Geschäftsträger der Republik Georgien.