Document no. 10833
Schulte
: [Kein Betreff]. [Danzig], before 17 January 1921
1. Der Reichstag der Republik Polen, die polnische Presse und Intrigen polnisch-nationalistischer Kreise verlangen immer wieder die Absetzung oder zwangsweise Resignation unseres ehrwürdigen Diözesanbischofs. Ein derartiges Vorgehen heißt die Untergrabung der bischöflichen Autorität zum System erheben. Auch nur der Gedanke, dass diese Bestrebungen Wirklichkeit werden könnten, bedeutet einen Schlag ins Gesicht aller rechtlich denkenden Katholiken.
2. Mit roher Gewalt sind der Domprobst Dr. Schroeter[,] Domherr Treder und Bistumssyndikus Ottawa ihres kirchlichen Amtes entsetzt und des Landes verwiesen worden, ohne dass vorher der Diözesanbischof von diesem Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden ist.
3. Das bischöfliche Priesterseminar und das bischöfliche Gymnasium sind zu rein polnischen Anstalten gemacht worden, wodurch den deutschen Katholiken der Diözese ein schreiendes Unrecht zugefügt worden ist. Den Söhnen deutscher katholischer Familien wird es dadurch fast unmöglich gemacht, sich dem geistlichen Stande zu widmen. Der Nachwuchs des katholischen Klerus für die deutschen Katholiken ist damit unterbunden.
Gegen all diese Vorgänge, die nur darauf hinausgehen, die katholische Kirche zu einseitig nationalistischen Zwecken zu benutzen und das Staatskirchentum zu fördern, erheben wir flammenden Protest, nicht zuletzt deshalb, weil ein solches Vorgehen der Pflicht der Gerechtigkeit widerstreitet.
Die katholische Bevölkerung des Freistaates Danzig, die zu 90 Prozent deutscher Nationalität ist, richtet in aller Ehrentbietigkeit, die sie ihrer kirchlichen Obrigkeit schuldig ist, an den hochwürdigsten Herrn Diözesanbischof, desgleichen an die päpstliche Kurie in Rom die untertänigste Bitte, dass für eine
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Wahrung
der kirchlichen Rechte gesorgt und dass recht bald eine Neuordnung der kirchlichen
Verwaltung durchgeführt werde, wie sie den Wünschen der überragenden Mehrheit der
katholischen Bevölkerung des Freistaates entspricht.Geschieht dieses nicht, so wird dadurch ein großer Schaden für unsere Kirche entstehen, den wir als gute katholische Christen mit allen Mitteln zu verhüten bestrebt sein werden.
Das Komitee der deutschen Katholiken der Freien Stadt Danzig.
J. A.
Dr. Schulte