Document no. 13188
Herzinger, Anna to Pius XI.
Munich, 25 April 1925

Bei der Gelegenheit als Pilgerteilnehmerin aus München am 19. Mai, wage ich es meine Zuflucht zu seiner Heiligkeit zu nehmen.
Schon seit Jahren zieht es mich hin zum heiligen Vater, zu den Füssen seiner Heiligkeit mein Streben und Sehnen in Demut ehrerbietigst zu unterbreiten. Es fehlte mir aber nicht nur an Gelegenheit, sondern auch an Mut.
Auch meine Pilgerteilnahme wollte ich zunächst beschränken, nur auf das Gebet an hl. Orten und Stätten, um die Hilfe Gottes zu bitten.
Da wurde ich erst kürzlich ermutigt, durch eine hoffnungsvolle Mitteilung aus Pompei, dass ich es wagen dürfte, den heiligen Vater meine trauerige Lage zu schildern; und dass sie glauben in dieser Sache eine persönliche Audienz beim heiligen Vater erbitten zu können.
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Ich habe mich nämlich schon vergangenes Jahr um die Gebetshilfe nach Pompei gewandt und bei dieser Gelegenheit teilweise meine trauerige Lage geschildert. Ich betrachte es nun als einen Wink der lieben Mutter Gottes und Rosenkranzkönigin dem ich folgen will, in der Hoffnung, dass ich damit kein Unrecht begehe, das mir statt Hilfe, hier meine Lage noch verschlimmern würde, indem es mir in Uebel genommen wird, mich an den heiligen Vater gewendet zu haben. Möge der liebe Gott und die liebe Rosenkranzkönigin <dieses>1 verhüten.

Ich habe es gewagt, meine trauerige, ja geradezu trostlose Lage, in einer kurzen Zusammenfassung und in einer ausführlichen Darlegung, in aller Demut ehrerbietigst zu unterbreiten, und Sr. Heiligkeit den heiligen Vater um allergnädigste Hilfe zu bitten.
Sr. Heiligkeit wagte ich es auch meine besonderen Gedanken und Pläne, noch weiter zu erfassender Arbeitsgebiete, demutsvoll und innig bittend darzulegen.
Ich tat dieses in der Meinung und Hoffnung dadurch vielleicht eher eine Gelegenheit gegeben zu sein [sic], eine helfende Regelung ermöglichen zu können.
Diese Art der Missionsarbeit und Arbeitsgebiete, weichen ganz ab, von der wie sie die kath. Heimatmission zur Zeit ausübt, so dass leicht diese neuen Gebiete wie ich dieselben kurz schilderte als eine Zweigabteilung ergriffen werden könnten, und dadurch eine Regelung getroffen werden die mich wieder zurückführen würde, wenigstens an-
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gegliederter Weise, und wieder beruflich als Schwester.
Sr. Heiligkeit, bitte ich in tiefster Demut, diese meine Darlegungen, in der Weise allergnädigst aufnehmen zu wollen, dass ich nur in dem guten Willen es wage, um dadurch vielleicht leichter eine Möglichkeit zu einer helfenden Regelung gelangen zu können. Ich bin gewiss auch gerne bereit jede andere allergnädigste Verordnung des heiligen Vaters in demütigen Gehorsam an<zu>nehmen2.
Im Geiste knie ich vor Sr. Heiligkeit und bitte inständig in meiner geradezu trostlosen Lage um Hilfe! O möchte der liebe Gott mir die Worte der Bitte in der rechten Weise eingeben und finden lassen und die liebe Mutter Gottes und Rosenkranzkönigin von Pompei mir beistehen, um von Sr. Heiligkeit allergnädigste Hilfe zu erlangen.
Es kommt mir dabei nun der Gedanke, wenn ich so vor Jesus dem lieben Heiland wirklich hinknien könnte, der so liebreich zu den Aermsten der Armen war, würde Er nicht sagen: Kind, was willst du, das ich dir tun soll? Und ich würde sagen: Liebster Jesus, gar nichts für die Welt, nur für Dich leben und sterben, für dich arbeiten und wirken, Dir recht viele Seelen zuführen.
Würde der liebe Heiland "nein" sagen? Ich glaube kaum, dass Er mich unerhört von sich weisen würde.-
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Vor den sichtbaren, leibhaftigen Jesus und lieben Heiland, kann ich nun nicht bittend niederknien, aber vor seinem sichtbaren Stellvertreter und Oberhaupte unserer hl. kath. Kirche.
So knie ich mich im Geiste nun vor Sr. Heiligkeit und bitte demütig und inständig, bei meiner Anwesenheit als Pilgerin in Rom, mir allergnädigst eine persönliche Audienz gewähren zu wollen, um mündlich zu den Füssen des heiligen Vaters um Hilfe bitten zu dürfen.
Wollen dann Sr. Heiligkeit, dem lieben Heiland gleich mich nicht unerhört wieder von dannen ziehen lassen, zurück von meiner Pilgerreise in meine so trauerige Lage. Nein, nicht so, mit erneuter Hoffnungslosigkeit und Entteuschung [sic], sondern, mit Hoffnung auf eine Erlösung und Befreiung aus meiner so trauerigen Lage.- Ich begreife sehr wohl, dass sich so eine Sache und Regelung nicht von heute auf morgen machen lässt und bin herzlich zufrieden, wenn ich nur eine Hoffnung auf eine Hilfe von meiner Pilgerreise mit nach Hause zurücknehmen kann.
Dazu wolle mir, mein lieber Heiland Jesus und die liebe Mutter Gottes und Rosenkranzkönigin von Pompei helfen.
Im Geiste knie ich nun vor dem hl. Vater und bitte innig um den heiligen Segen.

Sr. Heiligkeit, dem heiligen Vater in tiefster Demut und Gehorsam

hilfesuchemdes [sic] Kind der hl. kath. Kirche

Anna Herzinger
1hds. eingefügt, vermutlich von der Absenderin
2hds. eingefügt, vermutlich von der Absenderin
Recommended quotation
Herzinger, Anna to PiusXI. from 25 April 1925, attachment, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', document no. 13188, URL: www.pacelli-edition.de/en/Document/13188. Last access: 02-05-2024.
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