Document no. 1494

Erzberger, Matthias: 20. Kapitel. Die päpstliche Friedensvermittlung, before 15 June 1920

Während des ganzen Weltkrieges hindurch habe ich gegenüber amtlichen Stellen und anderwärts die Auffassung vertreten, dass eine aussichtsreiche Friedensvermittlung nur durch den Hl. Stuhl, Spanien und die Vereinigten Staaten von Amerika in Betracht kommen könne. Je feindseliger die Stimmung in Deutschland gegen Präsident Wilson wurde, umsomehr rückte der Hl. Stuhl in den Vordergrund. Der Hinweis einiger amtlicher Stellen, dass Italien und Frankreich jede Friedensvermittlung des Papstes ablehnen würden, hielt mich von meinen Bemühungen nicht zurück; denn auch das Londoner Abkommen vom September 1914 und seine Erneuerungen sprachen nicht vom Ausschluss des Papstes von den Friedensverhandlungen, sondern nur von der Möglichkeit eines solchen Ausschlusses, falls Italien dies fordern würde, und von einer vorherigen Klärung der Frage der Teilnahme des Papstes. Italien suchte hauptsächlich dadurch zu verhindern, dass die Römische Frage auf dem Friedenskongress beraten würde. Der Großorient Rom schrieb im Oktober 1915:
"Dem Papst muss es begreiflich gemacht werden, dass er nie zum Friedenskongress zugelassen wird, außer er verständigt sich mit dem Vierverband über die Modalitäten unter denen die Römische Frage geregelt werden soll."1
Wie der Hl. Stuhl sich bemühte, die Verbreiterung des Weltkrieges hintanzuhalten, so hat er von Anfang an und zwar durch die persönliche Initiative des Papstes auf eine rasche Beendigung des Menschenmordens hingewirkt. Kein Jahrestag des Weltkriegsbeginns verstrich, ohne dass der Papst seine warnende Stimme erhob.
Anfang August 1915 wurde mir mitgeteilt, dass Seine Heiligkeit geneigt sei, für Anbahnung des Friedens die Initiative zu ergreifen; ich möchte einen Weg angeben, wie diese am besten begonnen und bis zum Ende durchgeführt werden könne2.
Auf Grund der <einer>3 Besprechung mit dem Reichskanzler von Bethmann-
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Hollweg und dem Staatssekretär des Auswärtigen von Jagow konnte ich erwidern <glaubte ich>4, der sicherste Weg sei der, dass "Seine Heiligkeit sich in einem Privatschreiben an die Staatsoberhäupter sämtlicher kriegführenden Staaten wende"5; die Heranziehung der Staatsoberhäupter der neutralen Länder sei nicht empfehlenswert.
Gleichzeitig konnte ich die Erklärung abgeben, dass, falls ein solches Schreiben des Papstes an den deutschen Kaiser gelange, es sofort zustimmend beantwortet würde in der Richtung, dass Deutschland bereit sei, sofort in Friedensverhandlungen einzutreten; Deutschland würde eine solche Aktion des Papstes nicht nur begrüßen, sondern mit festem Willen unterstützen. Alle weiteren Schritte hingen dann von den Antworten der Staatsoberhäupter ab. Der bayerische Ministerpräsident Graf Hertling, den ich von diesem Vorgang in Kenntnis setzte, hätte es für ratsamer gehalten, "noch mehr Zurückhaltung zu beobachten", damit die deutsche Stellungnahme nicht als ein "Zeichen der Schwäche und Erschöpfung" ausgelegt werden könne; er regte an, ich möchte in dieser Richtung vorgehen. Das lehnte ich jedoch ab.
Gleichzeitig schlug er vor, ob nicht an den König der Belgier herangetreten werden könne mit dem Hinweis, dass man mit ihm verhandeln würde, wenn er die Initiative ergriffe; hiebei sollte ihm bedeutet werden, "dass jetzt der letzte Moment für ihn sei, für sich und sein Haus die Rückkehr nach Belgien unter den von Deutschland zu stellenden Bedingungen zu sichern, da der Weg nach Brüssel nicht mehr über Paris und London, sondern über Berlin führe." Das 1915 ergangene öffentliche Schreiben des Hl. Vaters an die Staatsoberhäupter zeitigte keinen Erfolg.
Im Juni 1916 konnte ich auf Grund einer Rücksprache mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Jagow an den Vatikan die Mitteilung gelangen lassen6, dass die deutsche Regierung gern die Vermittlung des Papstes in der Frage des Friedensschlusses7 annehmen werde und Seiner Heiligkeit dafür dankbar sei. Der päpstliche Vertreter in der Schweiz hielt
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im Oktober 1916 den Zeitpunkt für gekommen, den Weltfrieden herbeizuführen: Deutschland habe während des Krieges die Bewunderung von allen Seiten erfahren, aber keine Liebe gefunden; der Friedensschluss sei nur zu erreichen durch eine Verständigung mit England oder durch einen Separatfrieden mit Russland; als einziges Hindernis der Verständigung zwischen England und Deutschland liege Belgien im Weg; sobald Deutschland erkläre, dass es Belgien nach dem Krieg wieder herausgebe, würde England sich und seinen Verbündeten sagen, dass es an der Fortsetzung des Krieges kein Interesse mehr habe.
Als die Friedensverhandlungen zwischen Wien und Montenegro im Januar 1916 zu scheitern drohten, wurde auf meine Veranlassung hierüber die Vermittlung des Papstes angerufen.
Im November 19168, nachdem der erneute Friedensruf des Papstes ohne Echo verhallt war, wurde von neutraler Seite dem Hl. Stuhl eine Denkschrift unterbreitet über die Einberufung einer Vorkonferenz zur Regelung einer ganzen Reihe von Rechtsfragen. Wenn der Kardinalstaatssekretär in seinem Antwortschreiben auch den Zeitpunkt für Ergreifung der Initiative nicht für geeignet hielt, so ist doch die Angelegenheit weiter verfolgt worden. Die Konferenz sollte als Vorläuferin und Vorbereiterin des künftigen Friedens eine Übereinstimmung auf Einstellung des durch die Presse erzeugten Hasses erzielen, den Verzicht auf Repressalien herbeiführen, Verbesserung der Lage der Kriegsgefangenen anbahnen, Konfiskationen und Beschlagnahme der fremden Vermögen beseitigen und für die Freilassung der Zivilinternierten eintreten. Es wurde zugleich Aussicht eröffnet, dass Russland bereit sei, einem solchen Vorschlag zuzustimmen. Am 3. Oktober konnte ich9 im Auftrag des Reichskanzlers und des Staatssekretärs des Auswärtigen dem Vatikan melden:
"Die deutsche Regierung begrüßt es mit lebhafter Freude, dass diese und ähnliche Gegenstände noch während der Dauer des Krieges Gegenstand internationaler Abmachungen werden sollen. Sie erklärt sich weiter damit einverstanden, dass die bei der geplanten Zusammenkunft gefassten Beschlüsse sofort zur Ausführung kommen sollen."10
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Naturgemäß konnte sich die deutsche Regierung nicht auf jeden einzelnen der unterbreiteten Vorschläge festlegen, aber <doch>11 ihren festen Entschluss erklären, an dem Zustandekommen eines solchen Abkommens mit allen Kräften mitzuwirken. Auch dieser Versuch blieb ergebnislos.
Als die deutsche Regierung das Friedensangebot vom 12. Dezember 1916 erließ, hat sie dieses auf meine Anregung mit einem besonderen Anschreiben seiner Heiligkeit, "die jede Gelegenheit wahrgenommen habe, um im Interesse der Menschheit auf eine Beendigung des blutigen Ringens hinzuwirken", überreichen lassen, "in der Hoffnung, dass die Initiative der vier Mächte einen wohlwollenden Widerhall bei seiner Heiligkeit finden wird und dass ihr Friedenswerk auf die wohlwollende Unterstützung des Apostolischen Stuhles rechnen darf". Auf die <von>12 mir unterbreitete Ansicht, dass es besser gewesen wäre, den Apostolischen Stuhl direkt anzugehen, die Friedensvermittlung in die Hand zu nehmen, haben Berliner amtliche Stellen mir erwidert, dass die Rücksicht auf die Lage des Hl. Stuhles gerade im jetzigen Augenblick einen solchen Schritt nicht als angezeigt erscheinen ließe; Deutschland habe keine andere neutrale Macht in einem besonderen Schreiben um eine Unterstützung des Friedensangebots gebeten, als den Hl. Stuhl, der nun durch diesen Schritt freien Spielraum auf dem Gebiete der Friedensvermittlung erlange; weder Amerika noch Spanien noch andere Staaten hätten besondere Noten erhalten; der Hl. Vater sei durch einen welthistorischen Schritt Deutschlands ersucht worden, als Friedensvermittler aufzutreten. Ich ließ die dringendste Bitte an den Hl. Stuhl gelangen, unermüdlich bei allen am Vatikan beglaubigten Gesandten der kriegführenden Mächte darauf hinzuwirken13, dass die Entente eine zustimmende Antwort in der Richtung gebe, dass sie bereit sei, mit Deutschland in Friedensverhandlungen einzutreten; sollte aber das deutsche Angebot rundweg abgelehnt
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werden, so könne der Hl. Stuhl in seiner vollen Autorität auftreten, "um die Völker und Regierungen zu beschwören, in Verhandlungen einzutreten."14 Ferner würde Berlin gern eine außerordentliche Mission in den Vatikan entsenden, um alles durchzubesprechen, falls nicht der Hl. Stuhl eine Vertrauensperson zur Aussprache in die Schweiz entsenden wolle. In der deutschen Öffentlichkeit hat man sich damals darüber aufgehalten, dass der Hl. Stuhl trotz der besonderen Note von Berlin in der Öffentlichkeit keine Schritte zu Gunsten des deutschen Friedensangebots unternommen hat. Die deutsche Regierung hat damals niemandem, auch mir nicht, Kenntnis davon gegeben, dass der Hl. Stuhl unermüdlich in jenen Tagen für den Frieden arbeitete und zwar am entschiedensten bei der deutschen Regierung selbst; erst im Herbst 1919 wurde mir bekannt, <(was nunmehr auch durch die Veröffentlichung von Aktenstücken durch den Untersuchungsausschuss bestätigt wird),>15 dass über die Wiener Nuntiatur – München war damals nicht besetzt – Depeschen des Kardinalstaatssekretärs Gasparri einliefen <eingelaufen waren>16, in welchen <den>17 auf den Ernst und die Bedeutung der unmittelbar der deutschen Erklärung folgenden Wilsonschen Friedensvermittlung hingewiesen und Deutschland gebeten wurde, den Wilsonschen Schritt in jeder Richtung zu unterstützen <namentlich durch eine mit allen kriegführenden Staaten abzugebende Erklärung über Abrüstung>18.Die von Wilson ausgegangene Friedensvermittlung fand also die völlige Unterstützung des Hl. Stuhles. Die Tatsache hat die deutsche Regierung weder dem Reichstag noch dem deutschen Volk mitgeteilt, obwohl hierdurch der ganze Wilsonsche Schritt, der Deutschlands Anregung mit entsprungen ist, eine ganz andere Bedeutung und einen anderen Ausdruck erlangt hätte.
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<Danach <Auch>19 hatte der Hl. Stuhl über denselben Tag mitteilen lassen, es bestünden gute Gründe zur Annahme einer Geneigtheit der Entente zu Friedensverhandlungen, wenn Deutschland etwas über die Friedensbedingungen bekannt gebe; namentlich komme es auf Garantien der Wiederherstellung und Unabhängigkeit Belgiens an. Damit wurde die Regierung bereits zum zweiten Mal von dieser Stelle aus auf diesen Kardinalpunkt hingewiesen.>20
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Im Anschluss an die Wiener Besprechungen im April 1917 regte ich beim Vatikan an, ob nicht eine neue Kundgebung des Hl. Vaters zu Gunsten des Friedens erfolgen könne; der Wiener Kardinal dachte an eine Enzyklika an sämtliche Bischöfe mit der Aufforderung, für den Frieden zu arbeiten.
Ende Juni 191721 besuchte der neue Münchener Nuntius Pacelli den Reichskanzler in Berlin und hierauf den Kaiser im Großen Hauptquartier; Graf Hertling hatte
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mich vorher wissen lassen, dass der Nuntius "nicht viel Brauchbares für uns bringe". In Berlin war man anderer Auffassung. Die Zusammenkunft zwischen dem Reichskanzler von Bethmann-Hollweg und dem Nuntius brachte eine weitgehende Aussprache über konkrete Friedensbedingungen. Die Überreichung eines päpstlichen Handschreibens an den Kaiser im Großen Hauptquartier verstärkte die Hoffnungen der Völker für baldige Herbeiführung des Weltfriedens. Der Nuntius legte <u. a.>22 beim Kaiser Verwahrung ein gegen die Deportationen aus den besetzten Gebieten; er bat im Namen des Hl. Vaters, ihnen ein Ende zu machen, wobei er betonte, dass das auch im Interesse von Deutschland selbst liege. Der Kaiser versprach alles für diese Sache zu tun, was in seiner Macht stehe. Die Friedensresolution des Reichstags, weder von Wien noch vom Hl. Stuhl bei mir angeregt, diente als weiterer Bahnbrecher für diese Vermittlung.
Am 24. Juli23 traf der Nuntius nach dem inzwischen vollzogenen Kanzlerwechsel in Berlin ein mit dem Auftrag, <vertraulich>24 Friedensvorschläge des Hl. Stuhles zu überreichen; man rechnete stark25 mit der Möglichkeit, dass, wenn Deutschland diese Vorschläge annehme, sofort26 in Friedensverhandlungen eingetreten werden könne. Unter diesen Vorschlägen war der wichtigste,
"gegenseitige und gleichzeitige Herabminderung der Kriegsbereitschaft; jeder Staat soll nur so viel Militär halten, als zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung unentbehrlich ist. Das Maß der Soldaten wie des Kriegsmaterials soll auf der Friedenskonferenz festgelegt werden, unter Androhung schwerer Strafen für den Staat, der sich diesen Anordnungen widersetzt."27
Deutschland könne einen Gegenvorschlag machen; aber wenn dieser erheblich von den Propositionen des Hl. Stuhles abweiche, werde die Möglichkeit für den Frieden kleiner. Die Vorschläge des Hl. Stuhles deckten sich in allen Punkten mit der vom Reichstag in der letzten Woche angenommenen Resolution; so glaubte man also annehmen zu dürfen, dass der Reichskanzler zustimmen werde. <Der Meinung war auch>28 Staatssekretär Zimmermann<; er>29 erhob <aber>30 gegen den Vorschlag der Abrüstung Bedenken <und meinte>31, die32 man
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<könne sie>33 durch eine andere Formulierung beseitigen könne34; die Militärpartei werde Opposition machen. Auch Reichskanzler Michaelis stellte in Aussicht, dass er auf den Boden der vatikanischen Vorschläge treten werde; er werde aber erst in einigen Tagen die Entscheidung treffen. In einer abends 7 Uhr mit dem Reichskanzler stattgehabten Unterredung legte ich diesem nahe, wie wichtig dieser Schritt des Hl. Stuhles sei, der als erster amtlicher Schritt <Meinungsaustausch>35 einer neutralen Macht behufs Herbeiführung des Friedens anzusehen sei; bisher habe der Hl. Stuhl es abgelehnt, einen solchen Schritt mit ganz konkreten Vorschlägen zu unternehmen, weil er die Voraussetzungen hierfür als nicht gegeben angesehen habe. Wenn der Hl. Stuhl jetzt seine Bedenken zurückgestellt habe, so müsse man annehmen, dass er fest davon überzeugt sei, dass dieser Schritt zum Frieden führe. Reichskanzler Michaelis äußerte ebenfalls einige Bedenken gegen die Abrüstung und wünschte eine weniger scharfe Formulierung der Vorschläge; er ersuchte mich, an dieser mit dem Referenten des Auswärtigen Amts zu arbeiten; dann hoffe er, dem Nuntius morgen <am andern Tage>36 die endgültige Antwort geben zu können. Am Vormittag des folgenden Tages <desselben>37 war ich in der Lage, folgende Gegenüberstellung der übermittelten Denkschrift des Hl. Stuhles mit meinen Abänderungsvorschlägen den amtlichen Stellen zu übergeben:


Denkschrift des Hl. Stuhles. Meine am 25. Juli dem Auswärtigen Amt übergebenen Abänderungsvorschläge.
1.
Es soll allen Nationen der freie Verkehr auf allen Meeren gesichert werden, nach Maßgabe gewisser von der Friedenskonferenz festzusetzender Formen.
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Es soll allen Nationen der freie Verkehr auf allen Meeren für Frieden und Krieg gesichert werden, nach Maßgabe gewisser von der Friedenskonferenz festzusetzender Formen unter Strafandrohung gegen Länder, welche diese Formen missachten.
2.
Gleichzeitige und gegenseitige Einschränkung der Kriegsbereitschaft. Die Heeres- und Kriegsmacht eines jeden einzelnen Landes wäre auf jenes Maß einzuschränken, welches zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung unerlässlich ist. Es wird daher
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Gleichzeitige und gegenseitige Einschränkung der Kriegsbereitschaft. Die Heeres- und Kriegsmacht eines jeden einzelnen Landes wäre auf jenes Maß einzuschränken, welches zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung unerlässlich ist, und jede militärische Angriffsmöglichkeit auch beim Bestehen von
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die Friedenskonferenz die Heeresstärke und das Kriegsmaterial eines jeden Landes festlegen und eine entsprechende Strafandrohung gegen jedes Land bestimmen, welches die eingegangenen Verpflichtungen missachten sollte. Bündnissen verschiedener Staaten ausschließt. Es wird daher die Friedenskonferenz die Heeresstärke und das Kriegsmaterial eines jeden Landes festlegen und eine entsprechende Strafandrohung gegen jenes Land bestimmen, welches die eingegangenen Verpflichtungen missachten sollte.
3.
Ein Schiedsgericht nach zu vereinbarenden Formen und einer durch ein internationales Abkommen ebenso zu bestimmenden Strafandrohung gegen jenen Staat, der sich weigern sollte internationale Streitfragen dem Schiedsgericht zu überweisen oder die Entscheidung desselben anzunehmen.
3.
Ein Schiedsgericht nach zu vereinbarenden Normen sucht alle internationalen Streitfragen zu schlichten. Ein internationales Abkommen schafft die ausreichende Strafandrohung gegen jenen Staat, der sich weigern sollte, internationale Streitfragen dem Schiedsgericht zu überweisen oder die Entscheidungen desselben anzunehmen.
4.
England gibt die deutschen Kolonien Deutschland zurück. Dafür räumt Deutschland a) das zur Zeit besetzte französische Gebiet; b) Belgien in seiner ganzen Ausdehnung. Belgiens volle militärische, politische und ökonomische Unabhängigkeit soll durch geeignete zu vereinbarende Bürgschaften sowohl Deutschland als England und Frankreich gegenüber gesichert werden.
4.
England gibt die deutschen Kolonien Deutschland zurück. Dafür räumt Deutschland a) das zur Zeit besetzte französische Gebiet, b) Belgien in seiner ganzen Ausdehnung. Belgiens volle militärische, politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit soll durch geeignete Bürgschaften sowohl Deutschland als England und Frankreich gegenüber gesichert werden.
5.
Die Friedenskonferenz soll die zwischen den verschiedenen Staaten auf wirtschaftlichem Gebiet bestehenden Gegensätze regeln.
5.
Die Friedenskonferenz soll die zwischen den verschiedenen Staaten auf wirtschaftlichem Gebiet bestehenden Gegensätze regeln und zwar nach dem Prinzip der offenen Tür und der allgemeinen gegenseitigen Meistbegünstigung.
6.
Die Friedenskonferenz wird sowohl die zwischen Österreich und Italien als die zwischen Deutschland und Frankreich in Bezug auf Elsass-Lothringen schwebenden Grenzstreitfragen regeln.
6.
Unverändert.
7.
Gleicherweise wird die Konferenz a) die politische Gestaltung Polens zu bestimmen haben, zu dessen Gunsten seine glorreichen, historischen Erinnerungen, sowie seine über ein Jahrhundert sich erstreckenden und seine auch während des gegenwärtigen Krieges andauernden außerordentlich schweren Leiden sprechen; b) ferner das Schicksal Serbiens, Rumäniens und Montenegros entscheiden.
7.
Gleicherweise wird die Konferenz a) die politische Gestaltung Kongress-Polens zu bestimmen haben, zu dessen Gunsten seine glorreichen, historischen Erinnerungen, sowie seine über ein Jahrhundert sich erstreckenden vergangenen und seine auch während des gegenwärtigen Krieges andauernden außerordentlich schweren Leiden sprechen; b) ferner das Schicksal Serbiens, Rumäniens und Montenegros entscheiden.38
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Gleichzeitig ließ ich den an diesem Tage noch in Frankfurt tagenden Reichsausschuss der Zentrumspartei
"dringendst bitten, dass der Reichsausschuss und die Presse die Friedensresolution mit allem Nachdruck unterstützen wolle, da sonst ungeheurer Schaden für Deutschland entstehen könne. Großer Nachdruck sei auf sämtliche Abschnitte der ganzen Resolution zu legen; denn die Wirkung derselben sei, wie sich aus den Berliner Besprechungen ergebe, eine ganz ausgezeichnete. Ich müsste es ablehnen, für Konsequenzen, die aus der Nichtbeachtung meines Rates erwachsen könnten, verantwortlich gemacht zu werden und würde auch zu dem gegebenen Zeitpunkt nicht damit zurückhalten, dass diese Information nicht befolgt wurde."39
In der Unterredung, die sich an meine Gegenvorschläge anknüpfte, wurde mein Gegenvorschlag zu Ziffer 2 direkt als eine Verbesserung bezeichnet, da noch deutlicher zum Ausdruck komme <kam>40, dass die Staaten gegenüber militärischen Angriffen sich gegenseitig schützten; denn gerade darüber dürfte <durfte>41 an keiner Stelle ein Zweifel gelassen werden, dass in dem Maße, in dem Ziffer 2 von der deutschen Regierung abgeschwächt würde <wurde>42, die Aussicht auf Herbeiführung des Friedens in "geometrischer Progression" zurückgehen müsste <musste>43.Im Laufe des Vormittags fanden noch eine Reihe Besprechungen im Auswärtigen Amt und mit dem Reichskanzler statt, so dass abends dem Nuntius im Auftrag des Reichskanzlers eröffnet werden konnte[: Der <,dass der>44 Reichskanzler ist <von dem Schritt, den der Hl. Stuhl zu Gunsten der Herbeiführung des Friedens unternommen hat <habe>>45 sehr erfreut <sei> von dem Schritt46, den der Hl. Stuhl zu Gunsten der Herbeiführung des Friedens unternommenhat <habe>47; er ist besonders darüber erfreut, dass diese<r> erste amtliche Friedensvermittlung gerade vom Hl. Stuhl ausgeht. <ausgehe,> Der Reichskanzler <er> steht <stehe> prinzipiell auf dem Boden der überreichten Vorschläge; er <und> wird <werde> baldigst die endgültige <weitere>48 Antwort mit den Gegenvorschlägen dem Hl. Stuhl unterbreiten, nachdem Rücksprache mit dem Kaiser und Wien gepflogen worden sei. Die Vorschläge des Hl. Stuhles umfassten nicht sämtliche in Betracht kommenden Fragen, aber die deutsche Regierung stelle sich im Prinzip auf die unterbreiteten Vorschläge.
Gegen den 10. August 191749 wurde dem Nuntius die endgültige Antwort Deutschlands überreicht mit nur wenigen Gegenbemerkungen, <die> im allgemeinen lautete dieselbe zustimmend. <gehalten, und, wenn auch nicht ganz klar, doch Hoffnung gaben, auf dem eingeschlagenen Wege weiter zu kommen.>50
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Ziffer 2 und 3 wurden von Deutschland angenommen, nur der Passus mit der Strafandrohung wurde gestrichen. Zur Abrüstung erklärte sich Deutschland bereit, um dem für die Völker unglücklichen Wettrüsten ein Ende zu machen; es müsste eine Form gesucht werden, welche den Besonderheiten der einzelnen Staaten Rechnung trage. Neu aufgenommen wurde in die deutsche Antwort, dass die Wiederherstellung der alten Grenzen auch für unsere Verbündeten gelte und die Aufhebung der Kapitulationen für die Türkei. Das war der erste Akt51 der päpstlichen Friedensvermittlung.
Mitte August 191752 wurde die vom 1. August 1917 datierte Friedensnote des Papstes veröffentlicht, welche] <die>53 angesichts der gescheiterten Vorgänge in allen amtlichen Berliner Kreisen eine günstige Aufnahme fand. Warum allerdings die vom 1. August datierte Note erst am 15. veröffentlicht wurde, ist mir unbekannt. Hier ist eine Lücke in meinen Kombinationen, die ich lediglich mit Vermutungen nicht ausgleichen möchte.54 Der Kanzler äußerte zwar wiederum Bedenken darüber, dass <in der Note>55 die Frage der Abrüstung zu stark in den Vordergrund trete; aber darüber lasse sich reden. Ich erwiderte, dass die Frage der Abrüstung nicht nur für die Frage des Friedens die wesentlichste Voraussetzung sei, sondern dass eine Verminderung der Rüstungen aus innerpolitischen und finanziellen Gründen absolut sicher kommen müsse; darum sei es klüger, gleichzeitig mit anderen Staaten ein Programm für die Verminderung der Rüstungen aufzustellen. Aus den Reihen der Entente-Diplomaten in der Schweiz erfuhr ich, dass sie die päpstliche Friedensnote als ein "diplomatisches Meisterstück" bezeichneten. Die Schweizer Gruppe der Internationalen Katholischen Union begrüßte den päpstlichen Friedensschritt durch eine besondere Kundgebung.
Die Antwort der deutschen Regierung56 auf das veröffentlichte Friedensangebot zog sich lange hin; ich schlug vor, nur eine kurze Antwort dahin zu geben, dass die deutsche Regierung in der Kundgebung des Papstes "eine geeignete Grundlage für einen ge-
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rechten und dauerhaften Frieden sehe und bereit sei, sich durch Vermittlung des Hl. Stuhles mit den feindlichen Regierungen ins Einvernehmen zu setzen und Verhandlungen herbeizuführen, in welchen <denen>57 Deutschland Ergänzungen und Änderungsvorschläge machen würde, welche jedoch an den Grundgedanken der päpstlichen Friedensnote nichts Wesentliches ändern". Am 21. August erklärte der Reichskanzler im Hauptausschuss des Reichstags, dass die Antwort Deutschlands erst nach Fühlungnahme mit den Verbündeten, in gemeinsamer Arbeit mit dem Hauptausschuss erfolgen könne; die päpstliche Friedensnote sei nicht von den Mittelmächten veranlasst worden. Der Reichskanzler schloss zwar seine Erklärung mit den Worten: "Ich werde alles tun, um so schnell wie möglich dem Frieden näher zu kommen", bezeichnete aber die Friedensaussichten für recht gering. In das harmonische Zusammenarbeiten wurde ein Zwiespalt hineingetragen durch die Besprechung der Rede des Reichskanzlers vom 19. Juli und die Einschaltung der unglücklichen Worte "wie ich sie auffasse".
Zur Festsetzung der deutschen Antwort wurde ein aus sieben Mitgliedern des Reichstags bestehender Beirat, dem auch ich angehörte, gewählt. Es war mir angedeutet worden, dass die Antwortnote wohl in allgemeinen Ausdrücken gehalten werden solle <könne>58, ohne in Einzelheiten einzugehen, dass aber die Annahme im Prinzip ausgesprochen werden müsse. Darüber verständigte ich mich mit dem Staatssekretär von Kühlmann. In dem Siebenerausschuss59 wurde diese Grundlage akzeptiert, aber gefordert, dass die deutsche Antwort klar zum Ausdruck bringen müsse, Deutschland sei unter den in der päpstlichen Friedensnote enthaltenen Voraussetzungen bereit, die vollkommene Unabhängigkeit Belgiens gegenüber jeder Macht herzustellen. Die erste Sitzung des Siebenerausschusses fand am 28. August statt, in welcher der Staatssekretär mitteilte, dass dem Vatikan ein Zwischenbescheid des Kaisers zugegangen sei60 und dass der Kanzler mit der materiellen Antwort beauftragt worden sei; diese müsse aber zuerst mit den Verbündeten besprochen werden. Belgien habe dem Vatikan auch einen Zwischenbescheid
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gegeben, ebenso England. Die Vertreter aller Parteien mit Ausnahme der Konservativen forderten, dass eine klare Erklärung über die vollständige Unabhängigkeit Belgiens gegeben werden müsse; schweige Deutschland, so sei die Friedensaussicht gering. Graf Czernin ließ mich in jenen Tagen wissen, dass auch er der Auffassung sei, dass in die deutsche Antwort ein Abschnitt über die volle Selbständigkeit Belgiens aufgenommen werden müsse. Um dies zu erreichen, hatte ich am 30. August eine längere Unterredung mit Staatssekretär von Kühlmann, der in der belgischen Frage sich auf meinen Standpunkt stellte; denn er habe vor Übernahme seines Amtes dem Reichskanzler gesagt, dass Belgien vollständig und unabhängig wiederhergestellt werden müsse; der Kampf hierüber werde zwar innerpolitisch ein äußerst heftiger werden, aber er müsse jetzt durchgefochten werden. Nur wünsche er zwei Vorfragen zu lösen, indem er auf diplomatischem Wege <versuche> festzustellen versuche61, welche neuen Sicherungen die feindlichen Mächte für die vollkommene Unabhängigkeit Belgiens geben wollten und ob die feindlichen Mächte nach der deutschen Erklärung über Belgien bereit seien, sofort in Friedensverhandlungen einzutreten. Ich sah das nur als eine Frage der Taktik an, da man im Prinzip einig sei. Auch vom belgischen Gesandten in der Schweiz erfuhr ich in jenen Tagen, dass, wenn Deutschland das entscheidende Wort über Belgien spreche, der Friede sicher da sei. Die beiden Vorfragen teilte ich dem Münchener Nuntius mit.62
Mitten in diesen Verhandlungen, am 30. August, war dem Reichskanzler die Abschrift einer Depesche übermittelt worden, die der britische Gesandte beim Hl. Stuhl im Auftrag seiner Regierung und mit Zustimmung Frankreichs übergeben hatte.
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<In derselben wurde eine bestimmte Erklärung Deutschlands über seine Kriegsziele und über das künftige Schicksal Belgiens verlangt. Die Erklärung brauchte nicht immer <einmal>63 veröffentlicht, sondern nur vertraulich und möglichst bald dem Hl. Stuhl übergeben zu werden.>64
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Die Abschrift war begleitet von einem Schreiben des Nuntius mit folgendem Inhalt:
"München, den 30. August 1917.
Euere Excellenz!
Ich habe die hohe Ehre, anliegend Euerer Excellenz die Abschrift eines Telegramms zu übermitteln, das von Seiner Excellenz dem Herrn Gesandten Seiner Majestät des Königs
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von England bei dem Hl. Stuhle Seiner Eminenz dem Herrn Kardinalstaatssekretär übergeben wurde; die französische Regierung schließt sich den im gleichen Telegramm ausgeführten Darlegungen an.
Seine Eminenz ist voll des Verlangens, jene Bemühungen für baldige Erreichung eines gerechten und dauerhaften Friedens wirksam fortzusetzen, welchen anzunehmen die Kaiserliche Regierung so entgegenkommende Bereitwilligkeit an den Tag gelegt hat. Darum hat mich seine Eminenz beauftragt, die Aufmerksamkeit Euerer Excellenz in besonderer Weise auf den Punkt hinzulenken, welcher sich auf Belgien bezieht und zu erreichen: 1. eine bestimmte Erklärung über die Absichten der Kaiserlichen Regierung bezüglich der vollen Unabhängigkeit Belgiens und der Entschädigung für den in Belgien durch den Krieg verursachten Schaden; 2. eine gleichfalls bestimmte Angabe der Garantien für politische, ökonomische und militärische Unabhängigkeit, welche Deutschland verlangt. Sei diese Erklärung befriedigend, so meint Seine Eminenz, dass ein bedeutender Schritt zu weiterer Entwicklung der Verhandlungen gemacht würde. Tatsächlich hat der erwähnte Gesandte von Großbritannien seine Königliche Regierung bereits verständigt, dass der Heilige Stuhl auf die im angegebenen Telegramm enthaltenen Mitteilungen antworten wird, sobald er seinerseits durch meine Vermittlung die Antwort der Kaiserlichen Regierung erhalten haben wird.
Meinerseits möge es mir gestattet sein, der festen Überzeugung Ausdruck zu geben, dass Euere Excellenz, bei deren Eintritt in die allerhöchste Stelle unter wohlerwünschtem Zusammentreffen der hochgeschätzte päpstliche Vorschlag erschienen ist und welche so günstige Gesinnungen in Bezug auf dieses Friedenswerk gezeigt hat, sich unsterbliche Verdienste erwerben wird, um das Vaterland und um die ganze Menschheit, wenn mit einer versöhnlichen Antwort der gute Fortgang der Friedensunterhandlungen erleichtert wird. In solcher Erwartung ist es mir sehr angenehm, der Gesinnung höchster Wertschätzung Ausdruck zu geben und habe ich die Ehre zu verharren als
Euerer Excellenz
ergebenster
gez. Eugen Pacelli Erzbischof von Sardi
Apostolischer Nuntius."65
<Dieses hochbedeutsame Schreiben wurde aus mir unerklärlichen Gründen zunächst nicht erledigt, sondern die Antwort auf die veröffentlichte Friedensnote des Hl. Stuhles fertiggestellt.>66
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67 Am 6. September unterhielt ich mich mit dem in Berlin weilenden Grafen Czernin, der misstrauisch darüber war, ob Deutschland die von England erbetene offene Erklärung über Belgien abgebe, während ihm die deutsche Antwortnote auf die päpstliche Friedenskundgebung sehr gut gefiel. Diese war so weit fertig gestellt, dass am 10. September die Schlusssitzung des Siebener Ausschusses stattfinden konnte, in welcher Staatssekretär von Kühlmann mitteilte, dass der vatikanische Schritt nicht gegen den Willen Englands erfolgt sei. Der Text der deutschen Antwort sei ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Stellen; die Antwort gehe nicht auf Belgien ein, wie es die Kommission früher gewünscht habe. Belgien habe als Faustpfand hohen Wert für uns, welchen <den>68 es verliere, wenn man die Karten offen auf den Tisch lege; der Kardinalstaatssekretär habe zudem bereits eine ganz vertrauliche Anfrage über die Stellungnahme der deutschen Regierung über Belgien an den Reichskanzler gerichtet und zwar auf Grund einer Anfrage einer feindlichen Macht, welche unsere Kriegsziele wissen wolle und besonders unsere Stellungnahme zu Belgien; er könne in Übereinstimmung mit sämtlichen Organen der Reichsregierung nur sagen, dass die Reichstagsresolution vom 19. Juli "als absolute Richtschnur für die Lösung der belgischen Frage zu dienen habe". Der Sozialdemokrat Scheidemann hielt eine Erklärung über Belgien in der deutschen Antwortnote für absolut notwendig, da sonst keine Brücke zum Frieden geschlagen würde; enthalte die Antwort über Belgien nichts, so würden die Alldeutschen dies als einen Triumph
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ihrer Politik ansehen, was im Ausland und Inland ungünstig wirke, worauf <darauf>69 <erwiderte> der Reichskanzler erwiderte70, dass zwischen der Regierung und der Reichstagsmehrheit in der belgischen Frage vollkommene Übereinstimmung herrsche; man müsse es aber doch der Regierung überlassen, welche Methode der weiteren Behandlung sie für richtig halte. Ich selbst konnte mit dem Abgeordneten Stresemann erklären, dass jetzt nur noch eine Differenz über die formale Behandlung der belgischen Frage bestehe; nach der neuen vertraulichen Anfrage der Kurie sollte man darin der Regierung freie Hand lassen, wohl aber müsse die Reichstagsresolution in die Antwort zustimmend aufgenommen werden. Nach der Auffassung des Grafen Westarp entsprach die Papstnote nicht den deutschen Interessen; er äußerte Bedenken über die Abrüstung und wollte auch in vertraulicher Weise über Belgien nichts an die Kurie weiter gegeben wissen. Um Einigung herbeizuführen erklärte sich Staatssekretär von Kühlmann bereit, dass Deutschland dem Vatikan nicht nur in allgemeinen Wendungen sagen werde, die Reichstagsresolution sei die absolute Richtschnur für die Lösung der belgischen Frage, sondern dass er dem Vatikan über alle wichtigen Punkte in der belgischen Frage Aufschluss geben werde. Der Reichskanzler stimmte dem zu, dass in der Antwort der Regierung die Friedensresolution zustimmend erwähnt werde, aber über Belgien nichts aufzunehmen sei. Mit dieser Erklärung stand in vollem Widerspruch, was mir Graf Czernin durch eine Mittelsperson am 11. September sagen ließ, dass der Reichskanzler in der vertraulichen Note nach Rom die Schleifung der belgischen Festungen verlangen und die belgischen Eisenbahnen unter deutsche Kontrolle stellen wolle. Ich ließ Graf Czernin sagen, dass ich an meinem Standpunkt absolut festhielte; wenn Berlin ein doppeltes Spiel treibe, so müsse das sehr schnell scheitern. Am 11. September fand die vom Siebenerausschuss genehmigte Antwortnote die Zustimmung des Kaisers. An diesem Tage gelang es Staatssekretär von
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Kühlmann, entgegen der Stellungnahme von Militär und Marine, seinen Standpunkt in der belgischen Frage durchzusetzen. Am 13. September ging die deutsche Antwort auf die Friedensnote des Papstes an den Nuntius in München ab; sie sollte aber erst am 22. September veröffentlicht werden. Inzwischen erfuhr ich, dass wenn nicht Deutschland, sei es in der Antwort auf die päpstliche Friedenskundgebung oder in einer Separatnote über Belgien die vom Hl. Stuhl verlangte Erklärung abgebe, jede Möglichkeit von Friedensverhandlungen in nicht gutzumachender Weise gefährdet sei. Die deutsche Regierung wollte jedoch, wie mir versichert wurde, in ihrer Antwort auf die vertrauliche Anfrage des Kardinalstaatssekretärs auf die belgische Frage eingehen; dabei setzte man voraus, dass die Entente dann auch gesonnen sei, sofort in Friedensverhandlungen einzutreten.
Die päpstliche Friedensvermittlung hatte aber Wert darauf gelegt, mit der Veröffentlichung der deutschen Antwortnote so lange zu warten, bis genügende Erklärungen über die Wiederherstellung Belgiens und die Kriegskostenfrage in dieselbe aufgenommen seien. Ich war damals von Berlin abwesend. Mehrere dringende Anfragen des Nuntius an die Regierung in dieser Richtung waren ohne jede Antwort geblieben<, andere Anfragen wurden ablehnend beantwortet>71.<Andere hatten Ablehnung erhalten.>72 Später konnte ich dann <im Auswärtigen Amt>73 feststellen, dass das Auswärtige Amt <Berlin>74 die Anfragen völlig missverstanden hatte, indem es sie auf die Vorschläge vom 25. Juli (S. <000>75 ) bezog und nicht auf die päpstliche Friedenskundgebung vom 1. August. Auf Grund der mir in Berlin gewordenen Informationen musste ich zu <an> der Überzeugung kommen <festhalten>76, dass dem Hl. Stuhl und <über>77 Belgien bald eine genügende Antwort zuteil würde und zwar auf die vertrauliche Anfrage des <Kardinalstaatssekretärs>78, sodass die Friedensaktion nicht, wie man befürchtete, zum Scheitern gelangt sei. Allerdings blieb auch eine erneute Anregung, dass der Reichskanzler im Hauptausschuss des Reichstags die Erklärung abgeben möge, Deutschland nehme die vom Hl. Stuhl vorgeschlagene Grundlage im Prinzip an und behalte sich vor,
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dieselbe auf dem Weg der Sonderverhandlungen zu präzisieren und zu vervollkommnen, ergebnislos. So war ich der festen Überzeugung, dass die Antwort des Reichskanzlers über Belgien die gewünschte Klarheit schaffe <schaffen werde>79.Der vom 24. September 1917 datierte Brief des Reichskanzlers ist mir erst im Juli 1919 in seinem Wortlaut bekannt geworden; die dem Reichstag und mir gegebene Zusage hierin über Belgien zu sprechen, wurde nicht erfüllt. Ich verstand daher auch damals das <ein>80 Schreiben des Nuntius vom 30. September nicht, in welchem <dem> er mir mitteilte, dass er81 meine günstige Überzeugung wegen des Ausgangs der Friedensverhandlungen nicht teilen könne <konnte>82: "leider gestatten die Tatsachen <gestatten>83 es mir nicht. Auf jeden Fall vertraue ich auf die Göttliche Vorsehung, welche das Schicksal der Nationen regiert". Ich beharrte in meinem Schreiben vom 2. Oktober an den Nuntius bei meiner günstigeren Auffassung des Standes der Friedensverhandlungen, da die belgische Frage kein Hindernis für die Herbeiführung des Friedens bilde; man möge den Mut nicht sinken lassen und die Verhandlungen nicht als gescheitert ansehen.
Aus meiner schon bekannten84 Unterredung mit dem Nuntius <im Oktober>85 konnte ich entnehmen, dass es für den Augenblick keine Möglichkeit gebe <gab>86, die gänzlich verfahrene Lage wieder einzurenken. Die einzige Möglichkeit sei <wäre>87 eine Abkehr von dem bisher gewählten Weg unklarer Höflichkeiten <gewesen>88.Der Friede sei <war wieder>89 in unabsehbare Ferne gerückt. Der Papst persönlich und England wurden <wären> <wurden>90 über die Unklarheit und Verschwommenheit der Antwort vom 24. September enttäuscht <sein>91.England und auch der Papst hätten <hatten>92 eine brauchbare, wenn auch nur andeutungsweise Erwähnung der belgischen Frage erwartet. Mit dem, was geantwortet worden sei <war>93, könne <konnte>94 man absolut nichts anfangen. Die Entente zweifle <zweifelte>95 an der Aufrichtigkeit Deutschlands oder an der Möglichkeit der deutschen Regierung, sich über Belgien in einer Weise auszusprechen, die weitere Verhandlungen gestatte<te>96.
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<(Der bekannte englische Imperialist Leo Maxse, der Herausgeber der National Review hat im Septemberheft 1919 im Anschluss an meine diese Vorgänge schildernden Darlegungen in der Nationalversammlung zu Weimar geschrieben: "Wir müssen Herrn Erzberger darin zustimmen, dass die britische Regierung im August 1917 die Initiative ergriff, um Deutschland gegenüber dem Vatikan eine Eröffnung zu machen… Hätte der Feind damals nur eine befriedigende Erklärung über Belgien abgegeben, so hätten Unterhandlungen begonnen und das Unheil wäre geschehen gewesen, bevor das Publikum von der Intrigue auch nur gewusst hätte.">97
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So war es klar, dass die Entente wahrscheinlich dem Hl. Stuhl keine Antwort auf die Friedensnote mehr gäbe <gab>98, da es Rom nicht gelungen sei <war>99, eine klare Antwort der Mittelmächte auf eine bestimmte Frage zu erhalten. Ein Ausweg schien mir wohl offen zu sein:
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Der Reichskanzler nahm <hatte> sich einen ganzen Monat Zeit <genommen>100, um am 24. Dezember seinen Dank "für die gütige Übersendung der interessanten Mitteilungen" auszudrücken. Er betonte <zwar>101, dass die Kaiserliche Regierung mit den Bemühungen des Kardinalstaatssekretärs "für sofortige Herbeiführung eines gerechten und dauerhaften Friedens" vollkommen übereinstimme, dass sie sich der Auffassung anschließe, "dass eine genaue Präzisierung der Kriegsziele den Weg bilde, auf dem sich unter Umständen eine Einigung unter den kriegführenden Parteien "werde erzielen lassen", dass dabei "die auf Belgien bezüglichen Fragen in erster Linie Beachtung zu finden" hätten. Dann aber brachte der Kanzler ein Moment in seine Antwort, das mit dem Kriegsschluss und dem Frieden102 nichts zu tun hatte, ein historisches Moment,
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das augenblicklich noch im <ins>103 Gefühlsleben überschlägt, das aber aus diplomatischen Verhandlungen herausgestellt bleiben musste: die Frage der Kriegsschuld, die die Gegner uns allein aufbürdeten und <es>104 darum unmöglich machten<, uns>105 auf diesem Boden "anderer Anschauungen und Gefühle" sich106 mit ihnen "zu einer Diskussion über die Möglichkeit und die Bedingungen eines Friedens zu begegnen." Das sind Sätze, die nicht nach Diplomatie schmecken, sondern nach dem Militärkabinett.
Aber weder von dieser Frage war die Rede in dem Briefe des Nuntius oder in dem englischen Telegramm noch von der Frage, wer Sieger oder Unterworfener <Besiegter>107 sei, man wollte von Seiten der Gegner Frieden anbahnen. Der Kanzler aber wirft auch diese Frage auf: wenn die Gegner glaubten, sie hätten "als Antwort auf die Note des Präsidenten Wilson ihre Kriegsziele mitgeteilt", so weise er "schon jetzt" darauf hin,
"dass die damals bekannt gegebenen Kriegsziele als Grundlage eines Meinungsaustausches nicht in Erwägung gezogen werden können, da sie einen Ausgangspunkt zur Voraussetzung haben, der dank der Standhaftigkeit des deutschen Volkes niemals eintreten wird: nämlich eine völlige Niederwerfung Deutschlands und seiner Verbündeten."108
Ginge umgekehrt Deutschland von der Voraussetzung einer Niederwerfung seiner Gegner aus, so würde der Friede nicht gefördert,
"da die Abweichungen der gegenseitigen Forderungen so groß wären, dass auch der beste Wille verzweifeln müsste, eine Einigung für möglich zu halten." 109
Man müsse also auf der Grundlage, dass es keine Besiegte noch Sieger gebe, verhandeln. Nach diesen theoretischen Erörterungen, die mit der Friedensfrage als solcher nichts zu tun hatten, die aber dazu dienen sollten, ihr aus dem Wege zu gehen, verweigert der Reichskanzler dann auch geradezu die Antwort, die die Wichtigste sein sollte und das Schicksal Deutschlands in sich barg: die präzise Antwort über Belgien. Er fährt fort:
"Sind wir mithin im heutigen Stadium der Dinge noch nicht in der Lage, dem Wunsche Euerer Excellenz zu entsprechen und eine bestimmte Erklärung über die Absichten der Kaiserlichen Regierung im Hinblick auf Belgien und auf die von uns gewünschten Garantien zu entsprechen (so in Oskar Müller "Warum mussten wir nach Versailles?", soll wohl heißen "abzugeben"),
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so liegt der Grund hierfür keineswegs darin, dass die Kaiserliche Regierung grundsätzlich der Abgabe einer solchen Erklärung abgeneigt wäre oder ihre entscheidende Wichtigkeit in der Frage des Friedens unterschätzte oder glaubte, ihre Absichten und die ihr unumgänglich nötig scheinenden Garantien könnten ein unübersteigliches Hindernis für die Sache des Friedens bilden, sondern lediglich darin, dass ihr gewisse Vorbedingungen, die eine unbedingte Voraussetzung für die Abgabe einer derartigen Erklärung bilden, noch nicht genügend geklärt zu sein scheinen.
Hierüber Klarheit zu gewinnen, wird das Bestreben der Kaiserlichen Regierung sein, und sie hofft – falls die Umstände ihr Vorhaben begünstigen – in nicht allzu ferner Zeit in der Lage zu sein, Euere Excellenz über die Absichten und nötigen Forderungen der Kaiserlichen Regierung, insbesondere in Bezug auf Belgien, genauer unterrichten zu können."110
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<(Hier einzufügen S. 342-54 <344>111 mit Schlusssatz:)
Diese Antwort war das jähe Ende der so hoffnungsvoll begonnenen päpstlichen Friedensvermittlung,>112
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die Mittelmächte hinterlegten zu treuen Händen des Vatikans ihre Kriegsziele, genau umschrieben mit dem Vorbehalt, dass sie nicht zur Veröffentlichung bestimmt seien und dass Deutschland sich nur eine gewisse Frist daran gebunden halte. Dem in München weilenden neuen Reichskanzler Graf Hertling unterbreitete ich diesen Plan, der ihn für gut fand, aber die Entscheidung erst in Berlin treffen wollte. Dem Kaiser von Österreich ließ ich diese Absicht auch mitteilen. Staatssekretär von Kühlmann wollte jedoch im jetzigen Augenblick keine weitere Aktion vollziehen, ehe nicht die Unversehrtheit unseres Gebietes in Europa und in Übersee zugesagt sei.
Ich legte am 14. Dezember113 dem Nuntius erneut die Frage nahe, ob er nicht seinerseits eine Anfrage nach Berlin richten könne, ob man nunmehr die am 24. September in Aussicht gestellten Kriegsziele mitteilen würde. Da kam eine überraschende Wendung, die eine gewisse Aufklärung über dunkle Vorgänge brachte. Die neue Sowjetregierung in Moskau veröffentlichte Depeschen des russischen Botschafters in London; aus einer derselben war ersichtlich, dass ein neutraler (spanischer) Diplomat sich an den englischen Minister des Äußern im Auftrag Deutschlands gewandt hatte. Das gab Veranlassung zu einer Anfrage im englischen Unterhaus, wo Minister Balfour erklärte, dass die englische Regierung
"im September 1917 von Deutschland durch Vermittlung eines neutralen Diplomaten eine Mitteilung erhielt, dass es der deutschen Regierung ein Vergnügen bereiten würde, der britischen Regierung eine Mitteilung über den Frieden zu machen. Die britische Regierung antwortete darauf, dass sie bereit sei, jede Mitteilung in Empfang zu nehmen, die ihr die deutsche Regierung zu übermitteln wünsche und sie sei bereit, darüber mit ihren Verbündeten zu beraten. Hierauf erhielten wir keine Antwort und haben seitdem auch keine sonstigen amtlichen Mitteilungen in dieser Angelegenheit erhalten."114
Hierdurch wurde mir mit einem Schlage klar, warum die päpstliche Friedensvermittlung im September gescheitert ist. In Deutschland erregten diese Mitteilungen gewaltiges Aufsehen. Die darauf gegebene deutsche Erklärung teilte in einer nur dem Eingeweihten verständlichen Sprache mit, dass Deutschland
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dem Vatikan gegenüber, der die Anfrage gestellt hatte, sich nicht binden wollte, und darum einen anderen Vertrauensmann zu Anfragen in England wählte. Wie mir später bekannt wurde, war dies ein spanischer Diplomat, der über seine Anfrage und die von England erhaltene Antwort der deutschen Regierung aber keinerlei Meldung erstattete.
Der Hl. Stuhl musste begreiflicherweise von diesen Vorgängen sehr überrascht sein, um keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen. Die deutsche Regierung hat<te>115 es einerseits abgelehnt, auf seine Anfragen eine klare Antwort zu geben und wollte gleichzeitig andererseits einen Nebenweg über Spanien gehen. Und dass gerade dieser Nebenweg ungangbar war, stand von vornherein fest und hätte auch von der deutschen Diplomatie erkannt werden müssen. Wäre also die deutsche Regierung den gut vorbereiteten Weg der offiziellen Antwort an die Kurie gegangen, so wäre man in der Friedensfrage rasch weiter gekommen.
Freilich lag noch eine Möglichkeit offen. Man hatte zum ersten Mal erfahren, dass England zu einer Aussprache bereit war, und es musste immer noch auf <. Auf> eine solche Aussprache <musste immer noch>116 hingewirkt werden und zwar auf diplomatischem Wege entweder durch den Hl. Stuhl oder durch Deutschland selbst. Beides war trotz meiner Bemühungen nicht zu erreichen.
Auf alle Fälle erhielt Deutschland die klarste und bündigste Antwort auf das Versagen seiner Regierung durch die wichtige und schließlich die Entscheidung herbeiführende Tatsache, dass die Alliierten dem Marschall Foch das militärische Oberkommando aller <sämtlicher>117 alliierten Truppen übergaben unter Zurückstellung aller bisherigen Bedenken.
Anfang Januar 1918 ließ der Kaiser von Österreich mich wissen, dass er bereit sei, die Kriegsziele Österreich-Ungarns und wenn gewünscht auch Deutschlands dem Hl. Vater zu treuen Händen zu unterbreiten, um ihm Gelegenheit zu geben, die Vermittlerrolle vor Aufnahme der Frühjahrsoffensive auszuüben;
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eine Vertrauensperson sei zur Übermittelung bereits gewonnen. Kaiser Karl sandte seinen Beauftragten zum deutschen Reichskanzler mit der Bitte, dass Deutschland den Schritt, mit dem der König von Bulgarien einverstanden sei, mitmachen solle. Der Beauftragte hatte den Eindruck, dass der Kaiser von Österreich entschlossen sei, bei deutscher Ablehnung auch allein den Schritt zu unternehmen. Reichskanzler Graf Hertling erklärte sich persönlich mit dem Vorgehen einverstanden, wollte aber erst Rücksprache mit anderen Stellen nehmen. Trotz allen Drängens kam erst am 21. Januar die Antwort an den Beauftragten des österreichischen Kaisers, dahin gehend, dass die Situation sich verändert habe und die Friedensbedingungen nicht mitgeteilt werden könnten. Ob der Kaiser von Österreich dann für sich allein den Schritt in Rom unternommen hat, ist mir nicht bekannt geworden.
Volle Aufklärung darüber, warum die deutsche Regierung trotz allen Drängens des Vatikans, der öffentlichen Anfrage von Asquit über Belgiens Schicksal und des Wunsches zahlreicher neutraler Diplomaten, sowie der Forderungen der Mehrheitsparteien über Belgien keine befriedigende Antwort gab, habe ich erst am 11. Juli 1918 aus Äußerungen des Reichskanzlers Graf Hertling in der vertraulichen Sitzung des Hauptausschusses erfahren; damals erklärte dieser, Belgien solle als Faustpfand in unserer Hand bleiben zur Sicherung gegen künftige Gefahren; Faustpfänder gebe man wieder heraus, wenn die Gefahr beseitigt sei. Belgien dürfe nicht wieder Aufmarschgebiet unserer Feinde werden. Darum müssten wir ein engstes Wirtschaftsverhältnis mit Belgien anstreben, und uns auch in politischer Hinsicht Sicherungen gegen Gefahren geben lassen; das habe er, der Reichskanzler, am 1. und 2. Juli mit der Obersten Heeresleitung verabredet. Unter den Mehrheitsparteien äußerten sich sofort die schwersten Bedenken gegen diese Formulierung. Dem mich am Nachmittag aufsuchenden Vizekanzler Payer erklärte ich, dass ich durch diese Ausführungen unter keinen Umständen befriedigt sein könne; der Reichskanzler müsse sich einfach vor-
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behaltlos zur deutschen Antwort auf die Papstnote bekennen. Vizekanzler von Payer glaubte, dass der Reichskanzler dies gegenüber der Obersten Heeresleitung nicht erreiche und bat mich, gemeinsam mit ihm eine Formulierung zu finden, die befriedigend sei. Ich versuchte dies zunächst durch die negative Erklärung, dass Belgien kein Schutzstaat Deutschlands werden solle, und eine Verständigung mit Belgien, mit dem es in Frieden und Freundschaft leben wolle, herbeigeführt werden müsse. In der Vorstandsitzung der Zentrumsfraktion drang ich mit Trimborn mit dieser Auffassung durch. Es wurde beschlossen, dem Reichskanzler mitzuteilen, dass er seine Erklärung über Belgien genau zu umschreiben habe118 und namentlich zum Ausdruck bringen müsse, dass Belgien als unabhängiger Staat wieder herzustellen sei. In gemeinsamer Besprechung mit den übrigen Mehrheitsparteien wurde dann vereinbart, dass der Reichskanzler zu erklären habe, Deutschland wolle Belgien nicht dauernd behalten, sondern nur als Faustpfand; es sei bereit, die volle Selbständigkeit Belgiens herzustellen und zwar in einer solchen Form, dass es kein Vasallenstaat irgend einer Macht oder Mächtegruppe würde. Der Versuch, am Abend gegen 9 Uhr noch den Reichskanzler zu sprechen und eine Verständigung mit ihm herbeizuführen, scheiterte. Am anderen Morgen wurde mir dann vom Reichskanzler mitgeteilt, dass dieser die vorgeschlagene Formulierung annehme. In der alsbald stattfindenden Sitzung des Hauptausschusses hat dann der Reichskanzler die verabredete Erklärung abgegeben: Belgien solle als selbständiges Staatswesen wieder hergestellt werden; es solle keiner Macht als Vasall unterworfen werden. Während alle Parteien sich einverstanden erklärten, stellte der konservative Führer Graf Westarp fest, dass durch die heutigen Erklärungen des Reichskanzlers sich die Situation verschoben habe. Die Darlegung über Belgien hätte die Konservativen nicht befriedigt, weil die belgische Küste hierdurch preisgegeben worden sei.
Deutschlands Regierung hat über Belgien solange geschwiegen, bis sie nichts mehr zu sagen hatte und hierdurch die
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schwere Schuld der Kriegsverlängerung auf sich geladen.
Versteht man nun auch meine vielfach angefeindete Auslassung vom Sommer 1917, dass es mir in wenigen Stunden möglich sein würde zum Frieden zu gelangen, wenn ich eine Aussprache mit Lloyd George oder einem anderen englischen Staatsmann haben könnte?
1"Dem Papst […] werden soll." hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe am linken Seitenrand markiert und daran vermerkt: "petit".
2"ich möchte […]werden könne" hds. in schwarzer Farbe von weiterer unbekannter Hand gestrichen.
3Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
4Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
5Anführungszeichen hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe gestrichen.
6"Vatikan die Mitteilung gelangen lassen" hds. von weiterer unbekannter Hand in schwarzer Farbe unterstrichen und am linken Seitenrand mit einem "+" markiert.
7"Friedensschlusses" hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe am linken Seitenrand mit einem "+" markiert.
8"November 1916" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
9"Am 3. Oktober konnte ich" hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe am linken Seitenrand mit einem "+" markiert.
10"'Die deutsche Regierung […] kommen sollen.'" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe am linken Seitenrand markiert und daran vermerkt: "Petit".
11Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
12Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
13"bei allen am Vatikan […] darauf hinzuwirken." hds. am linken Seitenrand von unbekannter Hand in schwarzer Farbe markiert.
14"'um die Völker […] Verhandlungen einzutreten.'" hds. am linken Seitenrand von unbekannter Hand in schwarzer Farbe mit "xx" markiert.
15Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
16Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
17Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
18Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
19Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
20Einfügung auf gesonderter Seite verfasst und von unbekannter Hand in violetter Farbe veranlasst.
21"Juni 1917" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
22Hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe eingefügt.
23"24. Juli" hds. von unbekannter Hand in schwarzer und violetter Farbe unterstrichen.
24Hds. eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
25Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
26Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
27"'gegenseitige und gleichzeitige Herabminderung […] Anordnungen widersetzt.'" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe am linken Seitenrand markiert und daran vermerkt: "Petit".
28Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
29Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
30Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
31Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
32Hds. gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
33Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
34Hds. gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe
35Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
36Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
37Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
38Die gesamte Gegenüberstellung wurde von unbekannter Hand in violetter Farbe angestrichen und mit "petit" markiert.
39"'dringendst bitten, […] befolgt wurde.'" von unbekannter Hand in violetter Farbe angestrichen und mit "petit" markiert.
40Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
41Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
42Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
43Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
44Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
45Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
46Hds. eingefügt und gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
47Hds. eingefügt und gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
48Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
49"10. August 1917" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
50Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
51"der erste Akt" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
52"Mitte August 1917" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
53Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
54Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe
55Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
56"Antwort der deutschen Regierung" hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe unterstrichen.
57Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
58Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
59"Siebenerausschuss" hds. von unbekannter Hand in schwarzer Farbe unterstrichen.
60Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer und violetter Farbe.
61Hds. eingefügt und gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
62Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
63Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
64Einfügung auf gesonderter Seite verfasst und von unbekannter Hand in violetter Farbe veranlasst.
65Das gesamte Schreiben des Nuntius' hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe mit "Petit" markiert.
66Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
67"Der Reichskanzler […] zu können.'" stand ursprünglich an dieser Stelle, wurde jedoch, veranlasst von unbekannter Hand in violetter Farbe, auf fol. 66r verschoben.
68Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
69Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
70Hds. eingefügt und gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
71Hds. eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
72Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe und gestrichen in schwarzer Farbe.
73Hds. eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
74Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
75Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
76Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
77Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
78Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
79Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
80Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
81Hds. gestrichen, eingefügt und gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
82Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
83Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
84Hds. gestrichen von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
85Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
86Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
87Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
88Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
89Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
90Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe und gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
91Hds. eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
92Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
93Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
94Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
95Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
96Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
97Einfügung auf gesonderter Seite verfasst und von unbekannter Hand in violetter Farbe veranlasst.
98Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
99Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
100Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
101Hds. eingefügt von unbekannter Hand in schwarzer Farbe.
102"Frieden" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstreichen.
103Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
104Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
105Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
106Hds. gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
107Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
108"dass die damals […] seiner Verbündeten" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe mit "petit" markiert.
109"da die Abweichungen […] möglich zu halten" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe mit "petit" markiert.
110"Sind wir mithin […] unterrichten zu können." hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe mit "petit" markiert und am linken Seitenrand notiert: "Bis hierher auf S. 347".
111Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
112Einfügung auf gesonderter Seite verfasst und von unbekannter Hand in violetter Farbe veranlasst.
113"14. Dezember" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe unterstrichen.
114"'im September 1917 […] Angelegenheit erhalten.'" hds. von unbekannter Hand in violetter Farbe mit "petit" markiert.
115Hds. eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
116Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
117Hds. gestrichen und eingefügt von unbekannter Hand in violetter Farbe.
118Hds. gestrichen von unbekannter Hand in violetter Farbe.
Recommended quotation
Erzberger, Matthias, 20. Kapitel. Die päpstliche Friedensvermittlung from before 15 June 1920, attachment, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', document no. 1494, URL: www.pacelli-edition.de/en/Document/1494. Last access: 22-12-2024.
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