Document no. 16548
[N. N.]: Anlage I Theologisches Gutachten über "Adam, das Wesen des Katholizismus.2 Düsseldorf 1925"., before 18 March 1926
Die 1. Auflage trägt das Imprimatur von Augsburg (11. Juni 1924). Das neu hinzugefügte Kapitel bietet, abgesehen von einer Stelle, keinen Anlass zu kirchlicher Beanstandung.
Die fragliche Stelle, die von dem allgemeinen Priestertum handelt, lautet: "Immerhin aber hat das sichtbare Priestertum wesensnotwendig seine innere Differenzierung, je nach der Innigkeit, mit der seine Träger dem Priestertum Christi eingegliedert sind. Nur in diesem Sinn unterscheidet die kirchliche Theologie das spezifische Priestertum vom Laienpriestertum, nicht in dem Sinn, als ob beide Weisen des Priestertums innerlichst von einander verschieden wären". S. 141. U. E. wäre hier zu betonen gewesen, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen dem allgemeinen und besonderen Priestertum besteht.
2.) Was das genannte Buch im allgemeinen angeht, so hat es ohne Zweifel seine grossen Vorzüge. Es ist mit aufrichtiger, warmer Liebe zur Kirche geschrieben und stellt eine glänzende Apologie der Kirche dar, die um so höher zu bewerten ist, als auch die Sprache anziehend und der modernen Geisteshaltung durchaus entsprechend ist. Allerdings ist zu bedauern, dass sich in dem Buche hie und da einzelne Sätze und Wendungen finden, die, für sich und losgelöst aus dem Zusammenhang betrachtet, einen irrigen Sinn ergeben, die aber im Kontext nicht bedenklich erscheinen. Wir haben geglaubt, diese Stellen im einzelnen übergehen zu können.
Dagegen finden sich einige wenige Stellen, die auch trotz des Kontextes wohl zu beanstanden wären. Es handelt sich um folgende:
S. 61 wird der Gedanke ausgesprochen, dass Gott zwar als "Prinzip und Sinn
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aller Dinge", aber nicht als lebendige Persönlichkeit natürlicherweise erkannt werden kann.
Die natürliche Gotteserkenntnis führt nach dem Vatikanum darüber wohl hinaus.S. 197 ist die Unterstellung gemacht, dass der Mensch auch zu einem natürlichen Endziel berufen sei, während es doch in der gegenwärtigen Heilsordnung nur ein Endziel, und zwar das übernatürliche, dessen Erreichung für alle Menschen obliegatorisch [sic] ist, gibt. Die Zweideutigkeit kann durch andere Stellung des Wörtchens "Bloss" behoben werden, nämlich: "nicht zu einem bloss natürlichen Endziel".
S. 216 ff. Die bisher gemachten Ausführungen erscheinen insofern bedenklich, als das subjektive Gewissen eines Katholiken über die objektive Norm und Autorität der Kirche gestellt wird. Der Verfasser macht nicht den Unterschied, dass das Gewissen nur subjektiv die letzte Instanz für das menschliche Handeln ist, nicht aber objektiv. Es ist daran festzuhalten, dass objektiv die kirchliche Autorität in religiösen und sittlichen Fragen die letzte massgebende Entscheidung zu geben hat. Bei dem Verhältnis, in dem der Katholik zu seiner Kirche steht, ist in der Darstellung des Verfassers dem Gnadenfaktor, der dem Gläubigen auch in Konfliktsfällen zu Gebote steht, keine Rechnung getragen. Eine richtige Darstellung dieser an sich schwierigen Frage findet sich bei B. Poschmann, Grundlage und Geisteshaltung der katholischen Frömmigkeit, 1925, S. 93.