Document no. 1667
Nett, Theresa to Pius XI.
Freyung, 09 November 1922
Ein schwer geprüftes Marienkind erlaubt sich in ihrer großen Notlage eine Bitte Seiner Heiligkeit vorzutragen.
Da S. Heiligkeit besonders der Kongregation der Marienkinder in Liebe sehr zugetan sind, so wage ich es mein hartes Anliegen zu schildern.
Bin 28 Jahre alt und gehöre schon 14 Jahre der Kongregation an und bin Mitglied des hl. III. Ordens.
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Seit den Kriegsjahren bin ich immer kränklich und deshalb
nicht mehr fähig, mir mein Brot zu verdienen. Zu meinem Innigenleiden hab ich mir auch in
dienender Stellung noch ein Blinddarmleiden zugezogen. Meinen alten, kranken Eltern falle
ich nun zur Last. Es ist für mich doppelt schwer, da die Krankenkassen auch nicht mehr für
mich aufkommen wollen. Mein gebrechlicher, alter Vater schon gleich 10 Jahre, leidet an
schweren Astmah [sic] und doppelseitigen Leistenbruch, trotzdem muß er noch täglich in die
Arbeit gehen, damit wir einigermassen uns durchraffen, 111r
um
nicht hungern zu müssen.Auch sorgen wir noch für eine alte Tante mit 16 Jahren, die nur von unserm und der Mitmenschen Wohl lebt. Deshalb flehe ich inständig S. Heiligkeit an, mir mit einem Schärflein zu Hilfe zu kommen. Täglich bete ich beim hl. Messopfer, dass meine Bitte beim Hl. Vater Erhörung findet.
Bitte noch zuletzt S. Heiligkeit um den päpstlichen Segen.
In aller Ehrfurcht und würdiger Dankbarkeit
Therese Nett