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                            K. K. Eine Niederträchtigkeit, in: Katholische Korrespondenz
                         
                        
                        Ein Blatt, welches mit geradezu wahnwitzigem Fanatismus gegen die katholische Kirche
        wütet, ist die "Schwarze Fahne". In jeder Nummer finden sich die grauenhaftesten Schandtaten
        geschildert, welche man dem katholischen Priestertum anzuhängen versucht. In der Nr. 29
        findet sich auf der ersten Seite ein Schweinekopf mit einem Bischofhut und einem
        Bischofskreuz, und darüber in großen Lettern gedruckt: "Nackttänze um den Altar. Ein
        gottesfürchtiger Bischof schändet 37 Kinder und Mädchen." Und dann wird in einem
        Artikel von einem Warschauer Bischof Dr. Kowalski eine grausige Geschichte erzählt. Auf
        Erkundigungen bei dem hochwürdigsten Herrn Kardinal-Erzbischof Dr. Kakowski in Warschau
        erfahren wir, daß der in dem obigen Artikel genannte Kowalski gar kein katholischer Bischof
        ist, sondern daß es sich um den berüchtigten Häuptling der sogenannten
            "Mariawitensekte" handelt. Wer den obigen Artikel liest, muß aber glauben, daß es
        sich um einen katholischen Bischof handele. Außer sittlichen Verfehlungen und Betrugsaffären
        wird den "Mariawiten" auch Landesverrat zur Last gelegt, und es dürfte erwiesen sein, das
        [sic] Kowalski und seine Leute im Jahre 1920 in Plock, als die Bolschewisten über Polen
        hereinbrachen, dieselben feierlich empfangen haben. Es wird binnen kurzem eine bezügliche
        Gerichtsverhandlung erwartet, bei der festgestellt werden soll, daß, während die
        Bolschewisten von den "Mariawiten" feierlich in ihrer Anstalt empfangen und herrlich
        bewirtet wurden, in derselben Zeit auf dem Vorhof der Anstalt Soldaten von den Bolschewiken
        und ihren Verbündeten hingemordet wurden. Es würde sich nicht verlohnen, auf ein Blatt wie
        die "Schwarze Fahne" überhaupt hinzuweisen, wenn nicht die Bevölkerung in ihrer
        Sensationslüsternheit das Blatt in Massen kaufen würde und die Angriffe auf Kirche und
        Priestertum, und zwar in jeder Nummer, nicht so niederträchtig gehalten wären, daß sie für
        den urteilslosen Leser doch eine große Gefahr bedeuten. Es ist durch Beschluß des
        Amtsgerichts Berlin-Mitte aus § 94 St. P. O. und § 41
        St. G. B. Beschlagnahme erfolgt. Die Generalstaatsanwaltschaft beim
        Landgericht I ist auch um Anwendung des § 166 R. St. G. ersucht worden.
        Aber bis diese Maßnahmen durchgeführt sind, hat ein solches Blatt großes Unheil in der
        urteilslosen Masse angerichtet.  
                        
                             
                        
                             
                        Online since 25-02-2019. 
                    
    Document no. 18661
K. K. Eine Niederträchtigkeit, in: Katholische Korrespondenz , Nr. 57, 29 October 19271
, Nr. 57, 29 October 19271
                            
                        1↑Datum rekonstruiert nach Informationen aus dem Nuntiaturbericht, laut dem die Nr. 57 der Katholischen Korrespondenz am
            29. Oktober 1927 erschien.
                            
                        