Document no. 19489
Schulte, Karl Joseph to Pacelli, Eugenio
Köln, 26 April 1928
erlaube ich mir in dankbarer Erinnerung an die durch den Heiligen Stuhl in ähnlichen Fällen erzielten Erfolge nachstehendes ehrerbietigst zu unterbreiten:
Ein Pfarrer meiner Diözese bittet mich um Hülfe für einen unglücklichen Fremdenlegionär namens Heinrich Stöcker. Dieser war seiner Zeit wegen unerlaubten Lebensmittelhandels vom deutschen Gericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden und floh in die französische Fremdenlegion, um dem Gefängnisse zu entgehen. In der Fremdenlegion verzehrt er sich vor Gram und Sehnsucht nach seiner Frau – sie hat ein Bein verloren – und seinen beiden Kindern, und um wieder in die Heimat zu kommen, hat er bereits vier Mal einen Fluchtversuch unternommen. Deswegen wurde er vom Militärgericht vor zwei Jahren zu einem Jahr und im November 1927 zu 18 Monaten Strafe verurteilt. Nach den eingelaufenen Nachrichten hat seine Gesundheit so gelitten, daß er für völlig militäruntauglich erklärt worden ist. Da unter diesen Umständen eine Bitte um baldige Begnadigung und Entlassung vielleicht aussichtsvoll ist, erlaube
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ich mir, Euerer
Exzellenz anheimzugeben, den Heiligen Stuhl für die Angelegenheit zu interessieren.Die jetzige Adresse des Legionärs lautet:
Heinrich Stöcker 6281
Atelier Militaire
Téboursouk (Tunisie). Nordafrika
In ehrerbietiger Verehrung und Hochschätzung bin ich
Euerer Exzellenz
treu ergebenster
C. J. Card. Schulte
Erzbischof von Köln