Document no. 461
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Alois Fürst zu to Pacelli, Eugenio
Kleinheubach, 25 February 1924

Hochwürdigster Herr Nuntius,
Das Jubiläumsjahr 1925 legt mir und vielen deutschen Katholiken den Wunsch nahe, nach langen Jahren wieder Pilgerzüge zu organisieren, die den Katholiken Deutschlands Gelegenheit bieten, die Gräber der Apostel zu besuchen und dem Nachfolger Petri zu huldigen. Meine Absicht war, zunächst die Genehmigung des hochwürdigsten Episkopates einzuholen und dann durch die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands, die Ende August zu Hannover tagen soll, Aufforderung zu zahlreicher Beteiligung an meine Landsleute und Glaubensbrüder zu veranlassen.
Nun würde [sic] mir kürzlich von zwei Seiten das Gerücht mitgeteilt, in Rom wünsche man nicht, dass deutsche Pilgerzüge im Jubiläumsjahr dahin kommen, da es als unpassende [sic] empfunden werde, dass die deutschen Katholiken den Aufwand der weiten Reise machten, während sie alle Welt um Unterstützung in ihrer Not anbettelten. Der einen Quelle zufolge habe der Heilige Vater selbst eine solche Bemerkung gemacht.
Ich bitte daher ehrerbietigst Eure Excellenz, mir eine Mitteilung zukommen lassen zu wollen, ob irgendwie dieses Gerücht auf Wahrheit beruht und ob wirklich auch im Jubiläumsjahr das Erscheinen deutscher Pilger in Rom unerwünscht ist. Meinerseits kann
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ich wohl verstehen, dass es keinen günstigen Eindruck macht, wenn Deutsche jetzt nur zu ihrem Vergnügen ins Ausland reisen, insoweit sie dort in den teuersten Hotels luxuriös leben. Selbst da kann mildernd geltend gemacht werden, dass das Leben in Deutschland heute teuerer ist wie insbesondere in Italien. Kommen aber, zumal in dem Jahre eines Jubiläums, das seit Jahrhunderten jedes Mal grosse Scharen auch deutscher Katholiken nach Rom gezogen hat, Pilgerzüge, so reisen diese auf die einfachste Art und leben in Rom auf das billigste und anspruchloseste und vor allem reisen sie ja nicht aus irgendeinem weltlichen Beweggrunde, sondern zur Stärkung des kirchlichen und wahrhaft katholischen Geistes in ihrem Lande.
Von seiten der Missionsorganisation für höhere Lehranstalten besteht der Plan, Abordnungen katholischer Schüler aus den beiden oberen Klassen der Gymnasien zum Besuche der Vatikanischen Missionsausstellung im nächsten Jahre nach Rom zu entsenden. Sollte meine erste Frage bejaht, das Eintreffen deutscher Pilgerzüge also nicht erwünscht werden, so würde ich Eure Excellenz auch noch um Weisung bitten, ob sich dies auch auf den eben erwähnten Besuch der Missionsausstellung beziehen würde. Dieser hätte ja den besonderen Zweck, das Missionsinteresse in der jungen Garde katholischer Gebildeter zu wecken.
Gestatten Eure Excellenz, dass ich bei dieser Gelegenheit wieder den Gesinnungen tiefster Verehrung und ausgezeichnetster Hochschätzung Ausdruck gebe.
Eurer Excellenz
ehrerbietigst ergebenster
Alois Fürst zu Löwenstein.
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Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Alois Fürst zu to Pacelli, Eugenio from 25 February 1924, attachment, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', document no. 461, URL: www.pacelli-edition.de/en/Document/461. Last access: 27-04-2024.
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