Document no. 523
Braun, Otto to Pacelli, Eugenio
Berlin, before 23 July 1929
Der unterzeichnete Ministerpräsident des Freistaates Preussen beehrt sich, Eurer Exzellenz den Eingang der Note vom ... dankend zu bestätigen und bittet bezüglich der darin berührten Frage unter Beiseitelassung anderer Erwägungen darauf hinweisen zu dürfen, dass die langjährigen, in der Presse geführten Auseinandersetzungen über den mutmasslichen Jnhalt [sic] des Konkordats die öffentliche Meinung inzwischen so beeinflusst hatten, dass eine parlamentarische Mehrheit für ein auch die Schule regelndes Konkordat nicht erreichbar war. Angesichts dieser Tatsache würde die Preussische Staatsregierung durch die Beibehaltung solcher Bestimmungen – auch in der Formel vom Juni 1927 – die parlamentarische Verabschiedung des auch ihrer Ueberzeugung nach für die Sicherung und Festigung des religiösen Friedens in Preussen bedeutsamen Vertragswerkes unmöglich gemacht haben.
Die Ausschaltung der Regelung der Schulfrage aus dem nunmehr zum Abschluss gekommenen Vertrag wird indes die verfassungsmässigen Rechte der preussischen Katholiken auf diesem bedeutsamen Gebiete, insbesondere hinsichtlich der konfessionellen Schule und des Religionsunterrichts, in keiner Weise sachlich beeinträchtigen, da es eine selbstverständliche Pflicht der preussischen Staatsregierung ist, die in der Reichsverfassung anerkannten religiösen Rechte zu wahren und zur vorgesehenen Auswirkung zu bringen.
Der Unterzeichnete benutzt die Gelegenheit, um Eurer Exzellenz den Ausdruck seiner ausgezeichneten Wertschätzung zu erneuern.