Document no. 7776

Müßig OFMCap, Marcus (Taufname: Georg): Hauspflege und Hilfsvereinigung der Drittordensgemeinde Crefeld. Krefeld, 13 June 1915

Unsere Aufgabe ist: 1. in Familien, in welchen die kranke – oder schwächliche – oder durch notwendige Erwerbsarbeit längere Zeit in Anspruch genommene Mutter ihren Haushalt nicht selbst versorgen und auch bei Angehörigen oder Nachbarn keine Hilfe dafür finden kann, durch Besorgung der wichtigsten Haushaltsarbeiten helfend einzugreifen; 2. älteren alleinstehenden Leuten in den notwendigen Dienstleistungen beizustehen; 3. den Krankenschwestern bei der Krankenpflege, besonders bei Nachtwachen auszuhelfen. – Konfession und Weltanschauung werden nicht berücksichtigt; unsere Hilfe gilt allen, die derselben bedürfen.
Für diese Arbeit stehen bereit: 1. freiwillige Helferinnen, zum größten Teil Mitglieder der Drittordensgemeinde, welche im Geiste der Ordensregel und des Ordenstifters Franz v. Assissi [sic] bestimmte Stunden oder Tage für die ihnen übertragene Arbeit opfern. Bis jetzt waren 69 Helferinnen tätig. – 2. angestellte Berufskräfte, welche ganz im Dienste der erwähnten Aufgaben stehen. Seit 1. Dezember 1914 haben wir eine Schwester, welche die staatliche Krankenpflege-Prüfung abgelegt hat. Vom 13. Juni an wird vorläufig noch eine zweite berufliche Hilfskraft angestellt, die in solchen Familien arbeiten kann, in denen ganze Tage hindurch eine Hilfe erfordert ist. – 3. eine kleine Anzahl von Familien, welche durch Übernahme von Näh-, Wasch-, Strick-, Kocharbeiten mithelfen.
Organisation: Das gesamte Arbeitsfeld ist in einzelne Bezirke eingeteilt; jede kathol. Pfarre bildet einen Arbeitsbezirk. Dieser untersteht einer Vertrauensdame, welche im Verein mit der angestellten Schwester (Schwester Paula) in monatlichen Besprechungen mit den Helferinnen des Bezirks die Arbeiten, Nachtwachen u. s. w. verteilt. Bei diesen Besprechungen erhalten die Helferinnen auch für solche Fälle, in denen es sich um Kranke handelt, kleine Anweisungen über die Pflege derselben. Der Vertrauensdame liegt dann noch die Überwachung der auszuführenden Arbeiten ob. – Die Kasse wird verwaltet von der Geschäftsvorsitzenden (Frau Hauser, Hülserstraße 134.) – Die geistliche Leitung liegt in den Händen des Direktors der Drittordensgemeinde (P. Marcus Kapuzinerkloster Inrath). – Zur Zeit werden die Vorbereitungen dafür getroffen, unserer Vereinigung den Charakter eines "Eingetr. Vereins" zu verschaffen. Die Anmeldung der Fälle kann erfolgen: 1. bei der Schwester Paula, welche jeden Nachmittag von 2-4 Uhr in ihrer Wohnung (Lindenstr. 86) zur Annahme der Fälle und zu jeder Auskunft bereit ist; 2. bei den Vertrauensdamen der einzelnen Pfarrbezirke. Die Adressen derselben sind:
für St. Dionysius: Frl. Helene Kuenfels, Dionysiusstraße 26
für St. Stephan: Frau Drießen, Ostwall 33
für St. Joseph: Frl. El. Baurmann, Hubertusstraße 4.
für St. Johann: Frl. Gertr. Busch, Ritterstraße 301
für St. Anna: Frl. Kath. Pesch, I n raterstraße 63
für Liebfrauen: vorläufig Schwester Paula, Lindenstraße 86.
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Unsere Kasse erhält ihre Mittel: 1. aus den Jahresbeiträgen aller Mitglieder der Drittordensgemeinde; – 2. aus den freiwilligen Almosen unserer Gönner und Wohltäter; – 3. aus Beiträgen solcher Familien, welche für die geleistete Arbeit (besonders für Nachtwachen) eine Bezahlung geben wollen. An sich ist unsere Arbeit unentgeltlich1; und die Fälle in denen nichts bezahlt werden kann, gehen stets vor2.
Unsere Arbeitsleistungen sind bis 1. Dezember 1914 nicht überall genau gebucht worden. Die vorhandenen Listen weisen aus: Vom 1. April 1912 an ist in 48 Familien von 49 Pflegerinnen gearbeitet worden, und zwar 2748 Stunden, gekocht wurde an 1460 Tagen für 7 Familien; genäht von 8 Helferinnen in 270 Stunden; Nachtwachen wurden in 5 Fällen 68 mal geleistet. – Vom 1. Dezember 1914 bis 31. Mai 1915 wurden 108 Fälle gemeldet. In 20 Fällen wurde keine Hilfe gewährt, weil die betr. Familien nicht bedürftig war, oder die angebotene Hilfe nachträglich ablehnte, oder bereits anderweitig genug versorgt wurde. In den übrigen 88 Fällen wurde Hilfe geleistet, und zwar in der Hausarbeit 2220 Stunden, im Waschen 197 Stunden, im Nähen und Flicken 227 Stunden. Für 8 Familien wurde an 329 Tagen gekocht. Außerdem wurden 99 Nachtwachen gehalten. In Krankheitsfällen hat Schwester Paula 267 Krankenbesuche gemacht und 566 mal gepflegt.
J. A.  P. Marcus, O. M. Cap.
1"unentgeltlich" hds. von unbekannter Hand unterstrichen, vermutlich vom Empfänger.
2"gehen stets vor" hds. von unbekannter Hand unterstrichen, vermutlich vom Empfänger.
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Müßig OFMCap, Marcus (Taufname: Georg), Hauspflege und Hilfsvereinigung der Drittordensgemeinde Crefeld, Krefeld from 13 June 1915, attachment, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', document no. 7776, URL: www.pacelli-edition.de/en/Document/7776. Last access: 07-05-2024.
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