Document no. 8637
Michalkiewicz, Kazimierz Mikołaj to Eichhorn, Emil Gottfried Hermann von
Vilnius, 15 March 1917
Sobald, als nach der Besetzung Wilnas die Notwendigkeit den katholischen Militärgottesdienst einzurichten vorhanden war, habe ich aufs Bereitwilligste die St. Johanneskirche, als eine, die zu diesem Zwecke zweifellos eine der geeignetsten ist, den Angehörigen des Deutschen Heeres von katholischer Konfession zur Benutzung gestellt, damit dieselben ihre geistlichen Nöten hier befriedigen könnten. Die geistlichen Nöten aller ohne Ausnahme Katholiken, die ständig oder zeitweise auf dem Gebiet der meiner Sorge und Obhut anvertrauten Diözese sich aufhalten, sind es ja die mich nicht gleichgültig denselben gegenüber lassen dürfen. Dass die Mitbenutzung der St. Johanneskirche zu gewissen Schwierigkeiten für die St. Johannesgemeinde führen sollte, war selbstverständlich und denselben habe ich mich aufs Bereitwilligste unterzogen, um den Angehörigen des Deutschen Heeres und ihren geistlichen Nöten in allem entgegenzukommen. So wurde die Votivmesse, die seit dem XVI. Jahrhundert an Sonn- und Festtagen ständig in der Fronleichnamskapelle abgehalten war, vollständig aufgegeben, der Schulkindergottesdienst auf andere weniger geeignete Zeit wiederholt
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verlegt etc.Die größeren Schwierigkeiten kamen zum Vorschein erst mit dem Erscheinen in Wilna (April 1916) des Herrn Etappenpfarrers Albert und seines sehr befremdenden Befehls, der übrigens keine Unterschrift und keinen Stempel trug und den er, mich umgehend, durch die Vermittelung der Polizeiverwaltung einem, mir unterstellten, Geistlichen zukommen ließ. Diese Schwierigkeiten nahmen noch in der letzten Zeit zu wegen des Benehmens des Herrn Divisionspfarrers Dümbelfeld. Dass unter diesen Verhältnissen die St. Johannespfarrei in der Abhaltung des am 18., 19., 20. Februar stattfindenden feierlichen ewigen Anbetung gehindert wurde, erleuchtet am Besten daraus, dass der am 18. II. vorgekommene Zwischenfall der Polizeiverwaltung von dem Divisionspfarrer Dümbelfeld angeklagt wurde. Da aber diese und viele andere Schwierigkeiten kirchenrechtlicher Natur sind, so werden dieselben von mir dem Hochwürdigsten Herrn Feldbischof vorgelegt werden. Ich kann es eben nicht zulassen, dass die bis jetzt durch keinen Zwischenfall getrübten guten gegenseitigen Verhältnisse zwischen den Deutschen Behörden und mir und der mir unterstellten Geistlichkeit auch durch das geringste beeinträchtigt werden sollten.
Angesichts der oben erwähnten Schwierigkeiten einerseits und andererseits der Tatsachen, dass zwei ehemaligen orthodoxen Kirchen für den katholischen Gottesdienst eingerichtet und dass für eine derselben, die Marienhimmelfahrtskirche, aus der Johanneskirche die zum Gottesdienst erforderlichen Gegenstände ausgeliehen wurden, dass dort längere Zeit für mehrere Tausende Österreichischer Heeresangehörigen katholischer Konfession der Gottesdienst gefeiert war und dass in Warschau, Grodno, Kowno der katholische Militärgottesdienst in die neugeweihten katholischen (ehemaligen orthodoxen) Kirchen verlegt wurde, dachte ich, dass es den beiden Seiten mehr entsprechen würde, falls der katholische Militärgottesdienst in Wilna ebenfalls
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in ein neugeweihtes, also katholisches, Gotteshaus verlegt werde, zumal, dass in letzten Zeiten nur sehr wenige Militärpersonen die St. Johanneskirohe besuchten, so dass sogar wiederholt die Predigt ausfallen musste.Ferner trifft auch nicht zu, dass in der St. Johanneskirche unter der russischen Herrschaft der Militärgottesdienst stets abgehalten wurde, denn die russischen katholischen Soldaten, deren Zahl in der Wilnaer-Garnison sehr gering war, hatten überhaupt keinen regelmäßigen Gottesdienst. Die St. Johanneskirche kann hier nur in Frage kommen, sofern in derselben an Werktagen in der Fastenzeit die Beichte der russischen Soldaten stattfand, die übrigens auch in anderen Kirchen gehört wurde, wie z. B. in der Bernhardiner- und St. Jacobskirche, wenn die betreffenden Soldaten näher von diesen Kirchen wohnten.Ich wurde daher aufs unangenehmste berührt, dass es mir im Schreiben vom 17. II. 17 IIb Nr. 1338 der Vorwurf gemacht wurde, dass ich unter Zurücksetzung der geistlichen Nöten der katholischen Angehörigen des Deutschen Heeres dieselben eine katholische Kirche aufzugeben veranlassen beabsichtige.
Daher hielt ich es für notwendig, Euer Excellenz diese ganze Angelegenheit vorzulegen.
Empfangen Sie, Excellenz, Ausdrücke meiner ganz vorzüglichsten Hochachtung
Euer Excellenz ergebener
gez. v. Michalkiewicz.