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                        Der bayerische Linksliberalismus setzte sich vor 1918 aus diversen Organisationen und
        Gruppen zusammen. Als erste liberale Partei wurde 1861 die "Deutsche
        Fortschrittspartei in Bayern" gegründet. Neben ihr existierten die bürgerlichen Demokraten,
        mit denen sich die Fortschrittspartei 1865 im Landtag zur Fraktion der "Vereinigten Linken"
        (neben Mittelpartei und katholisch-konservativer Patriotenpartei) zusammenschloss. Wie im
        übrigen Deutschland spaltete sich der Liberalismus im Zuge der Reichseinigung auch in Bayern
        in Nationalliberale und Linksliberale. Letztere machten im Verlauf der 1880er Jahre
        mehrfache Spaltungen und Zusammenschlüsse durch. In den 1890er Jahren gab es mehrere
        linksliberale Parteien und Gruppen. Die Freisinnige Volkspartei, die ihre Zentren in
        Franken, einigen pfälzischen Gebieten und in München besaß, die demokratische Deutsche
        Volkspartei mit Hochburgen in Franken, der Pfalz und München sowie die sozialliberalen
        Nationalsozialen, die jedoch im Landtag ohne Bedeutung waren. Auch die jungliberale Bewegung
        näherte sich immer mehr dem Linksliberalismus an. Im Landtag bildeten die Linksliberalen mit
        den anderen Liberalen eine "Liberale Vereinigung", deren Anteil an den Landtagsmandaten von
        1875 bis 1905 von ungefähr 49 Prozent (76 Abgeordnete) auf etwa 16 Prozent
        (24 Abgeordnete) sank. Hauptgegner aller Liberalen waren der politische Katholizismus
        und die Zentrumspartei. 1905 einigten sich die bayerischen Liberalen auf das gesamtliberale
        Nürnberger Programm. Trotzdem mussten sie bei den Landtagswahlen im selben Jahr eine schwere
        Niederlage hinnehmen. 1910 schlossen sich die freisinnigen und demokratischen Gruppen in
        Bayern zur Fortschrittlichen Volkspartei. Liberale, Sozialdemokraten und Bauernbund
        schlossen 1912 ein Wahlbündnis. Damit gewannen sie zwar Mandate hinzu, konnten die Vormacht des
        Zentrums aber nicht brechen. 
                        
                             
                        
                             
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    Linksliberale in Bayern, Deutsches Kaiserreich
Bibliography
ALBRECHT, Dieter, Von der Reichsgründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
            (1871-1918), in: SCHMID, Alois (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 4:
            Das neue Bayern. Von 1800 bis zur Gegenwart, Teilbd. 1: Staat und Politik, München
                22003, S. 318-438, hier 330-335.
                            REIMANN, Joachim, Ernst Müller-Meiningen senior und der Linksliberalismus in seiner
            Zeit. Zur Biographie eines bayerischen und deutschen Politikers (1866-1944) (Miscellanea
            Bavarica Monacensia 11 / Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München 27), München
            1968.
                        Recommended quotation
Linksliberale in Bayern, Deutsches Kaiserreich, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 1795, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/1795. Last access: 31-10-2025. 
                    