Gefälschte Bulle über das Besetzungsrecht der Bautzener Propstei
Mit Ausbruch der Reformation und der Konversion des sächsischen Herrscherhauses zum lutherischen Glauben, stellte diese Einflussnahme des Landesherrn zunächst eine große Gefahr für den Fortbestand eines katholischen Lebens in der Lausitz dar. Jedoch einigten sich Kurfürst und Heiliger Stuhl 1570 auf eine Fortsetzung der Kollation durch den Fürsten, der geeignete katholische Kandidaten präsentierte. Dies stellte einen Modus vivendi bis zum Ende der Monarchie in Sachsen 1918 dar, den die sächsische Landesregierung weiterführen wollte, um so den Einfluss auf die katholische Kirche aufrecht zu erhalten.
Analysis
Ob die Bulle ge- oder verfälscht wurde, um die landesherrliche Kontrolle über das katholische Kirchenwesen auszubauen, lässt sich der Literatur nicht entnehmen. In Pacellis Nuntiaturbericht Nr. 30500 erwähnt der Nuntius keine Gründe für seine Vermutung, dass es sich bei der Urkunde um eine Fälschung handeln könnte.Bibliography
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