Seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte sich Italien aus dem Dreibund, der noch
aus dem 19. Jahrhundert stammenden Allianz mit dem Deutschen Reich und
Österreich-Ungarn, entfernt. Italien versprach sich von einem möglichen Kriegseintritt gegen
Österreich-Ungarn zu einem späteren Zeitpunkt größere territoriale Gewinne, als es ihm das
alte Bündnis zugestehen würde. Italien führte gleichzeitig Verhandlungen mit
Österreich-Ungarn und der Entente über seine territorialen Forderungen: das Trentino, Friaul
und Triest. Das Deutsche Reich befürwortete die Abtretung dieser Gebiete und bot
Österreich-Ungarn im Gegenzug das schlesische Kohlenrevier um Sosnowice an.
Österreich-Ungarn lehnte die Forderungen allerdings kategorisch ab. Im März 1915 verstärkte
Italien seine Verhandlungen mit der Entente, von der sie verlangte, keinen Sonderfrieden mit
einer der Mittelmächte, also mit Österreich-Ungarn abschließen zu sollen. Darüber hinaus
suchte Italien die Zusammenarbeit mit der englischen und französischen Mittelmeerflotte. Die
Entente stimmte schließlich der italienischen Kernforderung nach den Kriegszielen zu: das
Trentino und Südtirol bis zum Brenner, die Grafschaften Görz und Gradiska, Istrien bis zum
Quarnero und Dalmatien vom Norden bis zur Narenta. Im geheimen Londoner Vertrag vom
26. April 1915 wurde der Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente
vorbereitet.
Bibliography
RAUCHENSTEINER, Manfred, Österreich-Ungarn, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd /
RENZ, Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009,
S. 64-86, hier 70.
Recommended quotation
Kriegsziele Italiens, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 11032, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/11032. Last access: 21-12-2024.Online since 24-03-2010.Show PDF