Rede Fürst zu Löwensteins auf dem Katholikentag in Hannover am 2. September 1924 zum Völkerbund
"Da solche Hoffnung [dass sich der "Pax Christi" auf Erden einstelle] so bald keine Erfüllung verspricht, suchen Freunde des Friedens nach einer Einrichtung, die geeignet ist, die Reibflächen zwischen den Völkern zu mindern, möglichst alle Streitigkeiten friedlich zu schlichten. Der Versuch, den der jetzige Völkerbund darstellt, ist immerhin lobenswert, kann aber kaum als Versuch mit tauglichen Mitteln bezeichnet werden. Zu seiner Unparteilichkeit wird im Ernstfall keiner Vertrauen haben. Können sich denn die Völker nach all ihren schmerzlichen Erfahrungen immer noch nicht entschließen, zur friedlichen Schlichtung ihrer Streitfälle die einzige Macht auf Erden wenigstens heranzuziehen, die ihrer Natur nach über den Parteien stehen muß, weil sie eine geistige und universale Macht ist, das Papsttum der katholischen Kirche?
Sollen wir Vertrauen zum Völkerbund gewinnen, so müssen die daran beteiligten Mächte den Heiligen Stuhl einladen, seiner geistigen Großmacht geeignete Vertretung in dem Völkerbund zu geben. An die Katholiken der ganzen Welt richten wir die Bitte, mit uns für die Erfüllung dieser Bedingung zu wirken, deren Ziel – das sagen wir in aller Aufrichtigkeit – die Errichtung des päpstlichen Schiedsrichteramtes ist. Pax Romana als Eingangstor zur Pax Christi. Nicht um die Machtstellung des Papstes zu erhöhen: den hat Gott auf einen Thron gesetzt, an den irdischer Ehrgeiz nicht heranreicht. Sondern um der armen Menschheit willen, die einen Friedensrichter braucht, um dem Strafgerichte blutigen Unterganges zu entgehen."
Sources
LÖWENSTEIN-WERTHEIM-ROSENBERG, Alois Fürst zu, Pax Christi in regno Christi, in: Die
Reden gehalten in den öffentlichen und geschlossenen Versammlungen der
63. General-Versammlung der Katholiken Deutschlands zu Hannover.
30. August-3 .September 1924, Würzburg [1925], S. 165-176, hier
175 f.
Bibliography
Enzyklika Pius' XI. "Ubi arcano Dei" vom 23. Dezember 1922; Schlagwort Nr. 28063.