Schreiben Pius' XI. an Pompili vom 31. Januar 1923
Dieser geriet durch Schultes Schreiben in eine gewisse Verlegenheit, drohte er doch in eine nationale Auseinandersetzung hineingezogen zu werden. Pius XI. wählte deshalb für eine Antwort den indirekten Weg. Noch bevor der Brief Schultes in Rom eingetroffen war, wurde am 2. Februar im "Osservatore Romano" ein auf den 31. Januar datiertes päpstliches Schreiben an den Generalvikar der Diözese Rom, Basilio Pompili, veröffentlicht. Darin klagte der Papst in allgemeinen Worten über "lo spettro pauroso di nuove conflagrazioni coi loro prodromi di danni e di dolori per individui e famiglie, città e provincie". Pompili wurde aufgefordert, in Rom Gebete für die betroffenen Nationen und Regierungen zu veranlassen. Pizzardo teilte dem Beauftragten Schultes in Rom, dem Rektor des Campo Santo Teutonico Emmerich David, mit, dass sich diese päpstliche Verlautbarung auf die Ereignisse im Rheinland beziehe.
Das Schreiben wurde in Deutschland als Solidaritätserklärung des Papstes interpretiert. Gasparri sah sich deshalb gezwungen, den deutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl Diego von Bergen darauf hinzuweisen, dass eine solche Vereinnahmung des Heiligen Stuhls diesen kompromittiere.
Sources
Pius XI. an Basilio Pompili vom 31. Januar 1923, in: L'Osservatore Romano Nr. 26 vom 2. Februar 1923, S. 1.
Bibliography
Ruhrkrise und passiver Widerstand; Schlagwort
Nr. 3097.
SELBACH, Hans-Ludwig, Katholische Kirche und französische Rheinlandpolitik nach dem
Ersten Weltkrieg. Nationale, regionale und kirchliche Interessen zwischen Rhein, Saar
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Dombibliothek zur rheinischen Kirchen- und Landesgeschichte sowie zur Buch- und
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STEHLIN, Stewart A., Weimar and the Vatican 1919-1933. German-Vatican Diplomatic
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