Apostolische Nuntiatur in Wien
In der Zeit der Nuntiatur Pacellis in München und Berlin waren drei Nuntien in Wien tätig: Teodoro Valfré di Bonzo (1916-1920), Francesco Marchetti-Selvaggiani (1920-1922) und Enrico Sibilia (1922-1936).
Die Beziehungen zwischen dem italienfeindlichen Wien und dem von Italienern dominierten Heiligen Stuhl waren während des Ersten Weltkriegs angespannt. Die Situation verschärfte sich durch das diplomatische Ungeschick Teodoro Valfré di Bonzos, dessen kirchenpolitischer Einfluss gering blieb. Die politischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Österreich liefen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs maßgeblich über zwei andere Wege. Zum einen bestanden gute Kontakte zwischen der kriegsbedingt in der Schweiz ansässigen österreichischen Vatikangesandtschaft unter der Leitung von Johannes Prinz von Schönburg-Hartenstein und dem päpstlichen Sondergesandten in der Schweiz, Francesco Marchetti-Selvaggiani. Zum anderen übernahm die Münchener Nuntiatur unter Eugenio Pacelli die diplomatischen Kontakte, vor allem in der Friedensvermittlung, nicht nur mit Bayern und dem Reich, sondern faktisch auch mit Österreich-Ungarn.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verlor die Wiener Nuntiatur weiter an Bedeutung. Francesco Marchetti-Selvaggiani verließ Wien bereits nach zwei Jahren und konnte hier nur wenig Einfluss ausüben. Zwar blieb Enrico Sibilia für 13 Jahre als Nuntius in Wien, doch konnte er, der die deutsche Sprache nicht beherrschte und sich eine Schlosserwerkstatt in der Nuntiatur einrichtete, hier keine maßgeblichen kirchenpolitischen Kontakte knüpfen. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass seinem Urteil im Vatikan nicht bedingungslos vertraut wurde.
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