Die oberste Kommandogewalt im Deutschen Reich oblag dem Kaiser, doch faktisch
leitete der Chef des Generalstabs die militärischen Operationen. Die Oberste Heeresleitung
(OHL) war die hierfür im Großen Hauptquartier eingerichtete Dienststelle. Zwischen 1914 und
1918 wurden insgesamt vier Oberste Heeresleitungen gebildet. Von Kriegsbeginn bis zum
14. September 1914 lag die Führung bei Generaloberst Helmuth von Moltke. Er wurde nach
der Niederlage an der Marne aus gesundheitlichen Gründen durch den General der Infanterie,
Erich von Falkenhayn, ersetzt. Der Beginn des Stellungskrieges, die großen
Materialschlachten im Westen sowie die Verstärkung der gegnerischen Allianz durch die
Kriegseintritte Italiens und Rumäniens fielen in seine Amtszeit. Am 29. August 1916
wurde Falkenhayn nach anhaltenden Auseinandersetzungen mit Reichskanzler Theobald von
Bethmann Hollweg und Teilen der militärischen Führung durch Generalfeldmarschall Paul von
Hindenburg ersetzt, dem der General der Infanterie, Erich Ludendorff, als Erster
Generalquartiermeister zur Seite gestellt wurde. Die III. OHL nahm massiven Einfluss auf
kriegswirtschaftliche und innenpolitische Fragen. Die Auseinandersetzungen um den
Waffenstillstand führten am 26. Oktober 1918 zur Entlassung Ludendorffs, der durch
Generalleutnant Wilhelm Groener ersetzt wurde. Dessen Aufgabe bestand vor allem in der
Demobilisierung und Rückführung der Soldaten, in der Niederschlagung der revolutionären
Unruhen und in der Grenzsicherung gegenüber Polen und Russland. Hindenburg trat nach der
Annahme des Versailler Vertrags am 15. Januar 1919 von seinem Amt zurück. Groener
übernahm die Leitungsfunktion und führte die nun in "Kommandostelle Kolberg" umbenannte
ehemalige OHL bis zu ihrer Auflösung am 20. September 1919.
Bibliography
PÖHLMANN, Markus, Oberste Heeresleitung, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd /
RENZ, Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009,
S. 754-755.
Recommended quotation
Oberste Heeresleitung, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 15006, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/15006. Last access: 13-12-2024.Online since 24-03-2010, last modification 17-12-2014.Show PDF