Priesterkind Michael Hübinger
Magdalena Hübinger wies die Vaterschaft ihres am 20. Februar 1909 geborenen Kindes Michael Hübinger, ihrem Beichtvater, Kommorant in Hamm in Westfalen, Albert Fritsch zu. Dieser bestätigte im April 1910 seine Vaterschaft:
"Im Jahre 1908 – Monat Mai – besuchte mich auf meine Veranlassung Fräulein Hübinger in Hamm und bei Gelegenheit dieses Besuches ist zum ersten Male die copula carnalis vorgekommen. Ungefähr zwei Monate später erfolgte die copula in einem Gasthofe zu Elberfeld, wo wir auf meine Veranlassung zusammentrafen. In demselben Jahre erschien, von mir veranlasst, die Hübinger in Düsseldorf – bei Gelegenheit der dortigen Katholiken-Versammlung; daselbst verweilten wir acht Tage lang und haben täglich die copula vollzogen. Die Hübinger kam dann nieder in Wangen am Bodensee am 20. Februar 1909" (Erklärung Fritschs, fol. 12rv).
Fritsch war seit 1906 beurlaubt, wie aus einer Stellungnahme seines Ortsbischofs Karl Joseph Schulte von Paderborn gegenüber dem Münchener Nuntius Andreas Frühwirth hervorgeht: "Dr. Fritsch, Zögling des Collegium Germanicum, hatte sich auf keiner der ihm überwiesenen Stellungen bewährt, war unklug aggressiv in der Polemik gegen den Protestantismus und mußte schließlich in den Ruhestand versetzt werden, da er eben unbrauchbar war." (Schulte an Frühwirth, fol. 6r).
Fritsch verpflichtete sich, "die Alimentationskosten für das Kind tragen zu wollen, weigere sich aber, für die Unterhaltung der Hübinger aufzukommen" (Erklärung Fritschs, fol. 12v). Fritsch überstellte die Alimente in Höhe von vierteljährlich 121,50 Mark an die Münchener Nuntiatur, die sie an den Generalvikar in Viterbo, Enrico Salvadori, weiterleitete, der sie seinerseits an die in Trient, Rom und Turin wohnhafte Mutter auszahlte, was diese per Quittung bestätigte. Magdalena Hübigner hatte wegen ihres unehelichen Kindes ihre Familie in Deutschland verlassen und war nach Italien übergesiedelt. Die kirchlichen Behörden waren darum bemüht, einen Skandal zu vermeiden, weshalb den Forderungen Hübingers nachgekommen werden sollte. 1915 wurde Fritsch wieder in den Dienst der Diözese Paderborn aufgenommen und Vikar in Stiepel.
Im Münchener Nuntiaturarchiv wurde 1922 letztmals eine Summe von 1.000 Mark registriert, die Fritsch an die Nuntiatur überstellte. "Unter dem Datum dieses Briefes übersende ich der Apostolischen Nuntiatur zur gütigen Übermittlung an p. p. Hübinger 1.000 M. Ich bin bereit, diese Summe alljährrich [sic] einmal am 1. Januar zu zahlen, wenn ich von der bisher üblichen vierteljährlichen Zahlung von 121,50 Mark befreit werde" (Fritsch an Pacelli, fol. 164r). Pacelli bestätigte Erhalt und Weiterleitung des Geldes, wollte allerdings zukünftig die Vermittlertätigkeit der Münchener Nuntiatur nicht mehr zur Verfügung stellen, weshalb er Fritsch dazu aufforderte, sich " direkt mit den daran interessierten Personen" ([Pacelli] an Fritsch, fol. 165r), also mit Magdalena Hübinger und Enrico Salvadori, zu verständigen. Dies ist offenbar geschehen, denn der Archivbestand enthält keine Darlegung über den Fortgang der Angelegenheit.
Sources
Posizione II – Contabilità; Sac. Dr. Fritsch – Stiepel, Pensione per il giovinetto
Huebingen [sic], in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 322, fasc. 1,
fol. 1-166.
Erklärung Albert Fritschs gegenüber dem Paderborner Bischof Karl Joseph Schulte von
vor dem 17. April 1910, in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 322, fasc. 1,
fol. 11r-12v.
Erklärung Magdalena Hübingers vom 6. Oktober 1919, in: AAV,
Arch. Nunz. Monaco 322, fasc. 1, fol. 118r.
Fritsch an Pacelli vom 25. Januar 1922, in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 322,
fasc. 1, fol. 164r.
[Pacelli] an Fritsch, Entwurf Nr. 23136, vom 31. Januar 1922, in: AAV,
Arch. Nunz. Monaco 322, fasc. 1, fol. 165r.
Karl Joseph Schulte an [Andreas Frühwirth] vom 5. April 1910, in: AAV,
Arch. Nunz. Monaco 322, fasc. 1, fol. 6rv.