Karmeliten und Unbeschuhte Karmeliten

Der Karmelitenorden, der "Orden Unserer Lieben Frau vom Berge Kamel", gehört zu den Bettelorden. Es gibt einen männlichen und einen weiblichen Zweig, der wiederum jeweils zwei Ausprägungen hat. Auf der einen Seite gibt es den Stammorden ("Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo", OCarm), der im 12. Jahrhundert aus einer von Kreuzfahrern gegründeten Einsiedlerkolonie auf dem Berg Karmel hervorging. Auf der anderen Seite gibt es die sogenannten Unbeschuhten Karmeliten ("Ordo Fratrum Discalceatorum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo", OCD). Als "unbeschuht" bezeichnete man im Spanien des 16. Jahrhunderts allgemein die Anhänger von Reformbewegungen. Teresa von Ávila (1515-1582) gründete mit Hilfe von Johannes vom Kreuz (1542-1591) 1568 in Duruelo (Spanien) ein Kloster für Karmeliterbrüder. Da Teresa von Avila die Reformbestrebungen innerhalb des Stammordens nicht mit vollzog, kam es zu Spannungen, die 1581 zur Errichtung einer eigenen Provinz der "Unbeschuhten" führten. 1593 folgte die völlige Abtrennung vom Stammorden, sodass es von nun an zwei Karmeliterorden gab. In den nachfolgenden Jahrzehnten kam es zu einer weitläufigen Ausdehnung des neuen Ordens. 1600 resultierte aus inneren Konflikten eine Aufspaltung in eine spanische und italienische Kongregation. Die spanische war eremitisch geprägt und legte besonderes Gewicht auf die Pflege der Theologie. Die italienische bemühte sich besonders um die Ausbreitung des Ordens in Europa. Nachdem die Französische Revolution von 1789 beinahe zur gänzlichen Vernichtung der Unbeschuhten Karmeliten geführt hatte, konnte sich der Orden anschließend erholen. Pius IX. schloss 1875 beide Kongregationen wieder zu einer Einheit zusammen.
Der Karmeliterorden ist bestimmt von einer kontemplativ-apostolischen Grundstruktur, die eine alle Lebensvollzüge umfassende Finalität auf Christus ermöglichen möchte und von Gebet und Betrachtung in Einsamkeit und Gemeinschaft bestimmt ist. Kennzeichnend ist eine demokratische Ordensverfassung.
Bibliography
BOUBLI, Lizzie, Vision et image dans le processus mystique: Thérèse d'Avila et Jean de la Croix, in: Archives de sciences sociales des religions 61 (2016), S. 219-244.
DELGADO, Mariano, "Teresa bin ich getauft": zum 500. Geburtstag der Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa von Ávila (1515-1582), in: Stimmen der Zeit 233 (2015), S. 147-160.
DOBHAN, Ulrich, Karmeliten (K.), Karmelitinnen, III. Teresianischer Karmel (OCD), in: Lexikon für Theologie und Kirche3 5 (1996), Sp. 1255 f.
Geschichte, in: www.karmeliten.de (Last access: 07.03.2018).
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2, Paderborn 31934, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 54-95.
KLUETING, Edeltraut / PANZER, Stephan / SCHOLTEN, Andreas H. (Hg.), Monasticon Carmelitanum. Klöster des Karmeliterordens (O.Carm.) von den Anfängen bis in die Gegenwart, Münster 2012.
MACCA, Valentino, Carmelitani scalzi, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 2 (1975), Sp. 523-602.
MACCA, Valentino, Giovanni della Croce, santo, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 4 (1977), Sp. 1256-1264.
SAGGI, Ludovico u. a., Carmelitani, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 2 (1975), Sp. 460-521.
SAGGI, Ludovico / PACHO, Alberto, Teresa di Gesú, o di Avila (Spagna), santa, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 9 (1997), Sp. 952-967.
PANZER, Stephan, Karmeliten (K.), Karmelitinnen, II. Stammorden (OCarm), in: Lexikon für Theologie und Kirche3 5 (1996), Sp. 1253 f.
Ursprung und Entwicklung des Karmelordens, in: /www.karmelocd.de (Last access: 07.03.2018).
WENINGER, Redemptus / HOFMEISTER, Ambrosius, Karmeliten, in: Lexikon für Theologie und Kirche 5 (1933), Sp. 839-846.
Recommended quotation
Karmeliten und Unbeschuhte Karmeliten, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 23012, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/23012. Last access: 21-12-2024.
Online since 02-03-2011, last modification 10-09-2018.
Show PDF