Bayerische Volkspartei (BVP), Generalversammlung am 11. Juni 1920
Ein wichtiges Thema dieser Tagung war wie schon beim Parteitag der BVP vom 9. Januar 1920, auf dem der Austritt der BVP-Abgeordneten aus der Fraktion der Deutschen Zentrumspartei in der Weimarer Nationalversammlung beschlossen worden war, das Verhältnis zum Zentrum. Erneut prallten die verschiedenen Positionen aufeinander. Der dem linken Parteiflügel zuzuordnende Vorsitzende der Reichstagsfraktion Johann Leicht trat für eine Zusammenarbeit beider Reichstagsfraktionen unter der Bedingung ein, dass Matthias Erzberger, der in seiner Finanzreform die Finanzhoheit des Reichs gegenüber den Ländern durchgesetzt und damit die föderalistische BVP düpiert hatte, keinen Ministerposten übernehmen dürfe. Der Parteivorsitzende Karl Friedrich Speck trat dem mit der Forderung entgegen, eine Zusammenarbeit sei nur möglich, wenn Erzberger erst gar nicht als Mitglieder der Zentrumsfraktion aufgenommen werde.
Parteigründer Georg Heim setzte sich schließlich mit seinem Vorschlag durch, engere Zusammenschlüsse mit anderen Parteien in Reichs- und Landtag von der Zustimmung der Landesversammlung abhängig zu machen. Der Reichstagsfraktion der BVP war es damit fortan unmöglich, selbstständig Vereinbarungen mit dem Zentrum zu treffen.
Heim und der Vorsitzende der Landtagsfraktion Heinrich Held forderten zudem übereinstimmend, dass sich die BVP überhaupt weiter aus der Reichspolitik zurückziehe und sich darauf konzentriere, "in Bayern Ordnung zu halten".
Bibliography
SCHÖNHOVEN, Klaus, Die Bayerische Volkspartei 1924-1932 (Beiträge zur Geschichte des
Parlamentarismus und der politischen Parteien 46), Düsseldorf 1972,
S. 39 f.
WEISSBECKER, Manfred / WIRTH, Günter, Bayerische Volkspartei (BVP) 1918-1933, in:
FRICKE, Dieter u. a. (Hg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und
kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789-1945), Bd. 1; Alldeutscher
Verband – Deutsche Liga für Menschenrechte, Köln
1985, S. 156-186.