Deutsch-Französischer Krieg von 1870/71
Nach französischen Protesten zog Erbprinz Leopold seinen Thronanspruch am 12. Juli 1870 zurück. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck provozierte den französischen Kaiser Napoleon III. mit der "Emser Depesche" vom 13. Juli so stark, dass sich dieser – auch durch innenpolitischen Druck getrieben – am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung gegen Preußen veranlasst sah.
Die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen stellten sich auf die Seite des Norddeutschen Bundes und unterstellten ihre Armeen 1870 dem preußischen Oberbefehl. Kopf der deutschen Kriegführung war Helmuth Graf von Moltke (1800-1891). Unter seiner strategischen Leitung verlief die deutsche Offensive ab August 1870 erfolgreich.
Nach der Gefangennahme Napoleons III. wurde am 4. September 1870 in Frankreich die Monarchie gestürzt und durch eine republikanische "Regierung der nationalen Verteidigung" ersetzt. Die Niederlage Frankreichs konnte sie nicht verhindern.
Im Frieden von Frankfurt vom 10. Mai 1871 musste Frankreich das Elsass und Teile Lothringens abtreten sowie eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung und machten die Zurückerlangung dieser Gebiete zu einem zentralen Ziel französischer Außenpolitik bis zum Ersten Weltkrieg. Auf deutscher Seite war das entscheidende Ergebnis des Kriegs die von vielen Deutschen lang ersehnte Reichsgründung. Schon seit September 1870 hatte Bismarck Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten, nicht aber mit Österreich, über einen Beitritt zum Norddeutschen Bund geführt. Am 18. Januar 1871 erfolgte im Spiegelsaal von Versailles die Gründung des Deutschen Reichs und die Proklamation des preußischen Königs zum Deutschen Kaiser Wilhelm I.
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