Sturz des Kabinetts Stresemann II am 23. November 1923
Zwar verhinderte Stresemann zur gleichen Zeit die drohende Errichtung einer Rechtsdiktatur in Sachsen oder im Reich, doch sorgte seine Politik besonders beim linken Flügel der SPD für Empörung. Dieser setzte sich gegen den Widerstand Eberts durch und die SPD stellte am 22. November 1922 einen Misstrauensantrag gegen Stresemann. Der Erfolg des Antrags war zwar von der Zustimmung der Deutschnationalen (DNVP) abhängig, gleichzeitig aber absichtlich so formuliert, dass diese nicht zustimmen konnte, so dass der Antrag vor allem dazu diente, den linken Flügel der SPD zu besänftigen und nicht dazu, Stresemann tatsächlich zu stürzen. Doch der Kanzler duldete keine weitere Schwächung seiner Position und stellte deshalb selbst die Vertrauensfrage. Die Abstimmung darüber verlor er am 23. November.
Stresemanns Nachfolger wurde am 30. November Wilhelm Marx. Sein bürgerliches Minderheitenkabinett aus Zentrum, DVP, DDP und Bayerischer Volkspartei (BVP) wurde auf Drängen Eberts wieder von der SPD toleriert.
Bibliography
RICHTER, Ludwig, Die Deutsche Volkspartei 1918-1933 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 134), Düsseldorf 2002, S. 286-302.
WINKLER, Heinrich August, Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 385), Bonn 2002, S. 447.