TEI-P5
Klaus Unterburger stellt sowohl den Nuntiaturbericht Pacellis als auch die diesem
zugrunde liegende Denkschrift Leopold Foncks SJ über die Situation der Bibelexegese in
Deutschland ausführlich vor. Fonck kritisierte in seiner Denkschrift, dass die gesamte
biblische Exegese in Deutschland von den Lehren der Modernisten um Marie-Joseph Lagrange OP
und Franz von Hummerlauer SJ über die falsche Lehre der Inspiration der heiligen Schrift
infiziert sei. In seiner Generalinstruktion an den Vorgänger Pacellis als Nuntius in
München, Giuseppe Aversa, die nach dessen kurzer Amtszeit auch für Pacelli weiterhin gültig
blieb, hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri ein wesentlich freundlicheres Bild der
Situation der biblischen Exegese in Deutschland gezeichnet. Er hatte den Nuntius in dieser
Frage lediglich zur "Wachsamkeit" ermahnt.
Pacelli holte neben einer Stellungnahme des Kölner Erzbsichofs Felix Kardinal von Hartmanns vier Gutachten von den als konservativ geltenden Exegeten Peter Dausch, Neutestamentler und Rektor in Dillingen, Otto Bardenhewer, Neutestamentler und Patristiker in München, Jacob Schäfer, Neutestamentler in Mainz und Gottfried Hobertg, Alttestamentler in Freiburg im Breisgau und Konsultor der Bibelkommission ein. Diese Voten widersprachen der Analyse Foncks in wesentlichen Teilen und bildeten die Grundlage für den Bericht Pacellis an Gasparri. Dabei blieb der Nuntius "in nahezu allen Aussagen bis ins Detail von seinen Informanten abhängig (UNTERBURGER, S. 263). Dennoch war sein Gesamturteil insofern differenziert, als dass es beiden Positionen Rechnung trug. Als Ursache für die als negativ zu beurteilenden Aspekte nannte Pacelli die mangelnde scholastische, philosophisch-theologische Ausbildung in Deutschland. Als Heilmittel schlug er vor, die durch die Revolution geschaffene politische Situation auszunutzen, die Einmischungen der staatlichen Gewalt in den innerkirchlichen Raum abzustreifen und eine Studienreform durchzuführen.
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Situation der Bibelexegese in Deutschland
Pacelli holte neben einer Stellungnahme des Kölner Erzbsichofs Felix Kardinal von Hartmanns vier Gutachten von den als konservativ geltenden Exegeten Peter Dausch, Neutestamentler und Rektor in Dillingen, Otto Bardenhewer, Neutestamentler und Patristiker in München, Jacob Schäfer, Neutestamentler in Mainz und Gottfried Hobertg, Alttestamentler in Freiburg im Breisgau und Konsultor der Bibelkommission ein. Diese Voten widersprachen der Analyse Foncks in wesentlichen Teilen und bildeten die Grundlage für den Bericht Pacellis an Gasparri. Dabei blieb der Nuntius "in nahezu allen Aussagen bis ins Detail von seinen Informanten abhängig (UNTERBURGER, S. 263). Dennoch war sein Gesamturteil insofern differenziert, als dass es beiden Positionen Rechnung trug. Als Ursache für die als negativ zu beurteilenden Aspekte nannte Pacelli die mangelnde scholastische, philosophisch-theologische Ausbildung in Deutschland. Als Heilmittel schlug er vor, die durch die Revolution geschaffene politische Situation auszunutzen, die Einmischungen der staatlichen Gewalt in den innerkirchlichen Raum abzustreifen und eine Studienreform durchzuführen.
Bibliography
UNTERBURGER, Klaus, Vom Lehramt der Theologen zum Lehramt der Päpste? Pius XI.,
die Apostolische Konstitution "Deus scientiarum Dominus" und die Reform der
Universitätstheologie, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 2010, S. 250-266.
Recommended quotation
Situation der Bibelexegese in Deutschland, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 5100, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/5100. Last access: 20-05-2025.