Der Osservatore Romano berichtete in seiner Ausgabe Nr. 276 vom
27. November 1925 über den Beschluss der Sozialdemokraten (SPD), für die Verträge von
Locarno zu stimmen. Der parteilose Reichskanzler Hans Luther habe bereits zugesagt, dass
sein Kabinett – bestehend aus Deutscher Volkspartei (DVP), Deutschnationaler Volkspartei
(DNVP), Deutscher Demokratischer Partei (DDP) und Zentrumspartei – nach der Abstimmung
zurücktreten werde, um die Umgestaltung der Regierung zu erleichtern. Es bleibe allerdings
vorerst unklar, welche Parteien die neue Koalition bilden werden. Der ehemalige
Reichskanzler Joseph Wirth habe angekündigt, dass er seine politische Tätigkeit wieder
aufnehmen und dass der linke Parteiflügel der Zentrumspartei wieder auf die Parteilinie
zurückkehren werde. Durch diese Aussage erscheine auch eine erneute Koalition des Zentrums
mit den Sozialdemokraten, also eine große Koalition zwischen SPD, DDP, DVP und Zentrum,
möglich. Die Sozialdemokraten nähmen hierzu allerdings eine abwartende Position ein. Der
Osservatore war der Auffassung, dass die Bildung einer starken Regierung nach dem Abschluss
der Verträge von Locarno keine Schwierigkeit mehr darstellen dürfte. Pacelli verstand dies
als Befürwortung der großen Koalition.
Sources
Dalla Germania. La situazione politica interna, in: L'Osservatore Romano Nr. 276,
vom 27. November 1925, S. 1.
Recommended quotation
L'Osservatore Romano, Bericht über die innenpolitische
Situation in Deutschland vom 27. November 1925, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 7055, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/7055. Last access: 21-12-2024.
Online since 04-06-2012, last modification 25-02-2019.Show PDF