Antiultramontanistischer Reichsverband
Der "Antiultramontanistische Reichsverband" verstand sich als überparteilich und überkonfessionell, dabei jedoch ausdrücklich als nicht antikatholisch. Er trat für die Trennung von Kirche und Staat sowie von Kirche und Schule ein und sah insbesondere in der Zentrumspartei einen Hauptgegner. Zur Durchsetzung seiner Ziele benutzte der Verband Eingaben an die Parlamente, Vorträge, Wanderversammlungen und Flugschriften. Für die ideologische Ausrichtung zeichnete sich maßgeblich der Ex-Katholik, Ex-Jesuit und Publizist Graf Paul von Hoensbroech verantwortlich. Es sind keine Mitgliederzahlen überliefert, doch war der Verband reichsweit verbreitet. Die Mitglieder stammten wohl vor allem aus dem Milieu des liberalen Kulturprotestantismus.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stellte der " Antiultramontanistische Reichsverband" seine Tätigkeit zunächst ein, trat aber 1916 als "Deutscher Reichsverband für staatliche und kulturelle Unabhängigkeit" mit einem Beitrag zur Kriegszieldiskussion wieder in Erscheinung. Ab 1920 agierte der Verband wieder unter seinem alten Namen, verfügte nun jedoch offenbar über weit weniger Mitglieder und gesellschaftlichen Einfluss. Er gab die Zeitschrift "Antiultramontane Blätter zur Lehr und Wehr" heraus, die allerdings nur sporadisch erschienen. Von Hoensbroech war weiterhin maßgeblich involviert. Letztmalig nachweisbar ist der Verband 1928, als er sich mit anderen rechtskonservativen Gruppen zum "Völkischen Kampfblock (Völkisch-nationaler Block)" zusammenschloss.
Bibliography
SCHLOSSMACHER, Norbert, Der Antiultramonatanismus im Wilhelminischen Deutschland. Ein Versuch, in: LOTH, Wilfried (Hg.), Deutscher Katholizismus im Umbruch zur Moderne (Konfession und Gesellschaft. Beiträge zur Zeitgeschichte 3), Stuttgart / Berlin / Köln 1991, S. 164-198, hier 167-172.