Naturalismus
Entscheidendes Instrument bei der Wahrnehmung ist die menschliche Vernunft, die in vollem Umfang in den Naturwissenschaften verwirklicht ist. Demnach kann der Naturalismus als spezielle Ausprägung des Rationalismus bezeichnet werden.
Auf der theologischen Ebene geht es vor allem um das Verhältnis von Natur und Übernatur bzw. um das Verhältnis von Natur und Gnade. Wer im naturalistischen Sinne die Übernatur außer Acht lässt, wird von der katholischen Lehre verurteilt (Syllabus errorum; DH 2903). Die dogmatische Konstitution "Dei Filius" auf dem I. Vatikanischen Konzil legte fest, dass "Gott, der Ursprung und das Ziel aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen gewiss erkannt werden kann" (DH 3004). Aus der Beschäftigung mit der Natur ließe sich also problemlos die Übernatur ableiten. Wer aber von der Übernatur ausgeht, muss auch annehmen, dass die Natur der Gnade bedarf, da die Natur als Schöpfung immer abhängig von ihrem Schöpfer ist. In diesem Zusammenhang wird der Vorwurf des Naturalismus häufig mit dem des Monismus verbunden, der aus katholischer Sicht eine innerweltliche Gnadenlehre vertritt, die Gott ausklammert. Pacelli argumentierte ebenfalls nach diesem gängigen Muster.
Sources
DENZINGER, Heinrich / HÜNERMANN, Peter (Hg.), Kompendium der Glaubensbekenntnisse und
kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de
rebus fidei et morum, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 402005, S. 2901-2980, hier 2903.
DENZINGER, Heinrich / HÜNERMANN, Peter (Hg.), Kompendium der Glaubensbekenntnisse und
kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de
rebus fidei et morum, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 402005, S. 3000-3045, hier 3004.
Bibliography
DRUMM, Joachim, Naturalismus, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 7 (1995), Sp. 672-673.
KOCH, Joseph, Naturalismus, in: Lexikon für Theologie und Kirche 7 (1935), Sp. 451.