Die Deutsche Zentrumspartei war in den ersten Tagen der Revolution gelähmt. Seit dem
12. November traten die in Berlin anwesenden Vertreter der letzten Reichstagsfraktion –
Martin Faßbender, Johann Giesberts, Bartholomäus Koßmann, Maximilian Josef Pfeiffer,
Albrecht Freiherr von Rechenberg und Karl Mathias Schiffer – regelmäßig zusammen. Am 14. November übernahm der von den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne zurückgekehrte
Staatssekretär Matthias Erzberger deren Führung. Die Zentrumspolitiker erließen eine Reihe
von Aufrufen, in denen sie vage auf die Aufgaben und das Programm, kurz über die Zukunft der
Zentrumspartei eingingen. Am 15. November erschien die genannte Kundgebung in der
Germania und der Kölner Volkszeitung. Rudolf Morsey bezeichnete die von Pacelli zitierte
Passage als einen "streckenweise sogar poetisch gehaltenen Aufruf". Zu den drängenden
tagesaktuellen Fragen wie der künftigen Staatsform und der Gliederung des Reichs schwiegen
die Zentrumspolitiker allerdings. Sie sahen bis zum Zusammentritt einer Nationalversammlung
in dem 1912 gewählten Reichstag die gesetzliche Vertretung des Volkes. Allgemein hoben sie
die traditionellen Ideale "Wahrheit, Recht und Freiheit" hervor und warnten vor
Klassenherrschaft und bolschewistischer Diktatur.
Quellen
Germania Nr. 536 vom 15. November 1918.
Kölnische Volkszeitung Nr. 901 vom 15. November 1918.
Literatur
MORSEY, Rudolf, Die deutsche Zentrumspartei 1917-1923 (Beiträge zur Geschichte des
Parlamentarismus und der politischen Parteien 32), Düsseldorf 1966,
S. 90 f.
Empfohlene Zitierweise
Deutsche Zentrumspartei, Aufruf der Reichstagsfraktion zur Novemberrevolution vom
15. November 1918, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1056, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1056. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 02.03.2011, letzte Änderung am 10.09.2018.Als PDF anzeigen