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                        Die Lesemesse (missa lecta) oder Stille Messe entwickelte sich aus der Privatmesse
        (missa privata), deren Anfänge ins Frühmittelalter zurückreichen. Unter dieser ist eine
        Messe zu verstehen, "die im äußeren Vollzug ohne Öffentlichkeit, ohne Teilnahme von
        Gläubigen" abgehalten wurde (JUNGMANN, Missarum I, 283). Veränderungen an dieser Form im
        13. Jahrhundert, die beispielsweise darin bestanden, dass der Priester nur mit
        mittelstarker Stimme sprechen durfte oder die Gesangstücke lesen, aber nicht singen sollte,
        ließen aus der Privat- die Lesemesse werden. In dieser Tatsache, dass die Messe nicht
        gesungen, sondern nur gelesen wurde, bestand der einzige Unterschied zwischen der Privat-
        bzw. Lesemesse und der öffentlichen Messe. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
        verlor die Stille Messe ihren privaten Charakter, gewann an öffentlicher Geltung und wurde
        "zur Messe schlechthin" (JUNGMANN, Missarum I, 300). Josef Andreas Jungmann sieht darin die
        Auswirkung einer liturgischen Ermüdung und die zunehmende Hilflosigkeit der Gläubigen
        gegenüber der lateinischen Sprache, sodass der Verzicht auf den Altargesang zunehmend
        leichter fiel. Seit den liturgischen Veränderungen im Gefolge des Zweiten Vatikanischen
        Konzils wird die Lesemesse nicht mehr praktiziert und das Missale Romanum Papst
        Pauls VI. von 1970 enthält für diese Messform keine Rubriken mehr. 
                        
                             
                        
                             
                        
                             
                        Online seit 20.12.2011, letzte Änderung am 10.09.2018. Als PDF anzeigen
                        
                    
    Stille Messe / Missa lecta
Quellen
Das vollständige Römische Meßbuch lateinisch und deutsch mit allgemeinen und besonderen
            Einführungen im Anschluß an das Meßbuch von Anselm SCHOTT O. S. B., Freiburg
            im Breisgau 81941, S. 14*-17*, 454-489.
                            Missale Romanum ex decreto SS. Concilii Tridentini restitutum summorum Pontificum cura
            recognitum, editio typica 1962,hg. von Manlio SODI und Alessandro TONIOLO, Città del
            Vaticano 2007, S. XXI.
                        Literatur
JUNGMANN, Josef Andreas, Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der
            römischen Messe, Bd. 1, Wien / Freiburg im Breisgau/ Basel 51962,
            besonders S. 283-306.
                            KALB, Friedrich, Liturgie I. Christliche Liturgie. Die Liturgie der reformatorischen
            Kirchen, in: Theologische Realenzyklopädie 21 (1991), S. 358-377, hier
            361 f.
                        