Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands und Katholischer Verband der weiblichen kaufmännischen Angestellten und Beamtinnen
Ersterer wurde 1903 gegründet, um gemäß den Grundsätzen der katholischen Soziallehre, wie sie seit der Enzyklika Rerum Novarum Leos XIII. (1891) entfaltet worden war, die Arbeitsbedingungen für berufstätige Frauen zu verbessern. Die im Nachgang zur Enzyklika in Deutschland gegründeten Arbeitervereine und die überkonfessionellen christlichen Gewerkschaften hatten zwar auch die Frauenfrage behandelt, allerdings trat besonders ab 1900 die Bestrebung in den Vordergrund, spezielle katholische Arbeiterinnenvereine zu gründen. Diese entstanden zunächst regional in bestimmten Ballungszentren. Auf einer Delegiertenversammlung 1903 wurde eine Kommission ins Leben gerufen, die unter der Leitung des Berliner Kuraten Beyer mit der Errichtung eines Dachverbands betraut wurde, die 1905 erfolgte. Von seiten des deutschen Episkopats wurde die Gründung vor allem durch den Breslauer Fürstbischof Kardinal Kopp und den Trierer Bischof Korum unterstützt. Zu den Vordenkerinnen des Verbandes zählten die Oberin der Josef-Schwestern Mutter Gertrud von Schaffgotsch und die erste Vorsitzende Baronin Emmy von Gordon, die auch eine führende Rolle im Katholischen Frauenbund innehatte. Das Publikationsorgan des Verbandes war die Zeitschrift "Frauenarbeit", die auch der religiösen Entfremdung der Arbeiterinnen entgegentreten sollte. Ziel des Verbandes war es, in enger Abstimmung mit den Ortsvereinen für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne für Arbeiterinnen zu sorgen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Pflichten in Familie und Haushalt besser bewältigen zu können. In diesem Sinne sollten speziell nach Geschlechtern unterschiedene Arbeitsschutzmaßnahmen erreicht werden. Zur Koordinierung der politischen Vorhaben und deren Abstimmung mit der Basis fand jährlich ein Verbandstag statt. Zu Beginn der 1920er Jahre wurde die Verbandsarbeit zunehmend erschwert, da gerade die männlichen Arbeitervereine mehr und mehr zu sozialistischen Positionen tendierten und vielfach Mitglieder an die sozialdemokratischen Gewerkschaften verloren. Zudem waren bis dahin nur wenige Vorhaben von der Politik übernommen worden. Außerdem war auf Betreiben der großen Gewerkschaften der Verband häufig von Tarifverhandlungen ausgeschlossen worden, was zu einer massiven Störung der Zusammenarbeit führte.
Der "Katholische Verband der weiblichen kaufmännischen Angestellten und Beamtinnen Deutschlands" wurde 1897 in Köln gegründet. Auch dieser Verband sollte eine geeignete Mitarbeitervertretung gemäß den Grundzügen der katholischen Soziallehre darstellen. Wie andere Verbände, die speziell für Angestellte des Dienstleistungssektors zuständig waren, sprach sich der katholische Verband für eine solide Ausbildung von drei Jahren, einen besseren Versicherungsschutz und flächendeckende Ladenschlusszeiten aus. Auch eine Erweiterung des Fortbildungsangebots wurde betrieben. In seiner Zusammensetzung war er ähnlich wie der "Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen" föderativ und paritätisch aufgebaut, wenngleich auch hier Geistliche in der Vorstandschaft vertreten waren. Ein weiteres zentrales Anliegen war der sittliche Schutz gerade junger Angestellter am Arbeitsplatz (z. B. Kampagnen gegen sexuelle Belästigung) und in der Freizeit. Um jungen Frauen vor allem in den Großstädten eine als ehrbar empfundene Freizeitgestaltung zu bieten, die sie auf ein Leben in einer katholischen Ehe vorbereiten sollte, wurden auch verschiedene Programme für die Mitglieder angeboten.
Literatur
25 Jahre katholischer Frauenberufsarbeit. Dargestellt vom Verbande katholischer
Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen Deutschlands anlässlich seines
Silber-Jubiläums, Berlin 1930.
BREUER, Gisela, Frauenbewegung im Katholizismus. Der Katholische Frauenbund 1903-1918,
Frankfurt am Main / New York 1998, S. 147 f.
KERCHNER, Brigitte, Beruf und Geschlecht. Frauenberufsverbände in Deutschland
1848-1908, Göttingen 1992, S. 157 f.
MEYER, Heinrich, Reichsverband katholischer kaufmännischer Gehilfinnen und Beamtinnen, in:
HÖBER, Karl, Volk und Kirche. Katholisches Leben im deutschen Westen, Essen 1935, S. 233-237.