Thron (Liturgie)
In den Kirchenbauten des 1. Jahrtausends stand die Kathedra des Bischofs im Scheitelpunkt der Absis. Mit der Etablierung der Hochaltäre in der Absis im Spätmittelalter und der damit verbundenen geosteten Liturgie verschwand der bischöfliche Thron aus der Absis. In der neuen liturgischen Form feierte der Zelebrant nicht mehr mit Blick zum Volk die Messe, sondern wandte sich wie das Volk gen Osten zum Hochaltar. Daher wurde die Kathedra durch den Thron mit Baldachin ersetzt, der an einer der Seitenwände des Chorraums (meist auf der Amboseite) angebracht wurde. Um 1600 wurden Form und Ausstattung des Throns im Caeremoniale episcoporum festgeschrieben. Zusätzlich konnte der jeweilige Bischof ein so genanntes Faldistorium, einen faltbaren Thron verwenden, um bestimmte liturgische Handlungen in der Mitte des Chorraums sitzend vornehmen zu können, wie etwa Weihen oder Predigten.
Literatur
BERGER, Rupert, Cathedra, in: DERS., Pastoral-liturgisches Handlexikon. Ein
Nachschlagewerk für alle Fragen zum Gottesdienst, Freiburg im Breisgau
32005, S. 94.
PODHRADSKY, Gerhard, Lexikon der Liturgie. Ein Überblick für die Praxis, Innsbruck /
Wien / München 1962, Sp. 59.
STOMMEL, Eberhard, Bischofsstuhl und Hoher Thron, in: Jahrbuch für Antike und
Christentum 1 (1958), S. 52-78.