Jesuitenhochschule St. Georgen Frankfurt am Main
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges suchte die Preußische Regierung nach Gelegenheiten, um die renommierten Professoren der Universität des an Frankreich verlorenen Straßburg anderweitig beschäftigen zu können. Meinertz sah hierin eine günstige Möglichkeit zur Errichtung einer Fakultät an der Universität Frankfurt. Die Limburger Bistumsleitung in der Person des Generalvikars Matthias Höhler revitalisierte hingegen den alten Plan einer Jesuitenfakultät. Er gedachte, ein von der Universität unabhängiges kirchliches Jesuiten- und Diözesanseminar in der Nähe der Frankfurter Hochschule zu errichten. In einem zweiten Schritt sollte dieses dann als katholisch-theologische Fakultät in die Universität integriert werden. Gerade der erste Punkt wurde vom Limburger Bischof Augustin Kilian unterstützt. Auch Pacelli befürwortete die Errichtung einer neuscholastisch-jesuitischen Lehranstalt unumschränkt und ließ über die deutsche Jesuitenleitung dem Limburger Ordinarius ausrichten, dass er nur auf eine offizielle Anfrage warte, trotz der ablehnenden Haltung des Jesuitengenerals Ledóchowski, der in einem Brief an Pacelli von einem "jüdisch-freimaurerischen Geist" in Frankfurt sprach. Am 4. Juni 1920 schrieb Kilian an Pacelli und legte das Projekt eingehend dar. Pacelli reichte das Schreiben unverzüglich an die Römische Studienkongregation weiter und empfahl die Konzession der Pläne (Dokument Nr. 10195). Obwohl sich Pacelli 1921 nochmals für die Errichtung der Jesuitenhochschule einsetzte (Dokument Nr. 5441) und Kilian eine Denkschrift an den Jesuitengeneral sandte, wurde die Errichtung in Rom vorerst abgelehnt, weil die Stadt Frankfurt für ein solches Unterfangen ungeeignet sei (Dokument Nr. 15802).
Schließlich kam es am 27. Oktober 1926 doch zur Eröffnung des Seminars St. Georgen mit fünf Patres, drei Scholastikern, drei Brüdern und 15 Alumnen des Bistums Limburg.
Zuvor hatte bereits eine Jesuitenniederlassung in Frankfurt bestanden: Nachdem ab 1900 einzelne Jesuiten in Frankfurt tätig gewesen waren, wurde die Gemeinschaft in der Eschersheimer Landstraße 50 nach der Aufhebung der Jesuitengesetze 1919 staatlich anerkannt. 1924 wurde sie von Seiten des Ordens zur Kommunität oder Residenz erhoben. Ihr Superior Julius Vanvolxem setzte sich auch für die Gründung der Hochschule St. Georgen ein. 1930 übernahm die Kommunität nach ihrem Umzug in den Trutz 55 die Kuratie St. Ignatius.
Quellen
Lédochowski an Pacelli vom 13. Januar 1920, in: AAV,
Arch. Nunz. Berlino 67, fasc. 2, fol. 11, zitiert nach: SCHATZ,
Klaus, Geschichte der deutschen Jesuiten (1814-1983), Bd. 3: 1917-1945, Münster
2013, S. 30.
Literatur
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 2,
Paderborn 31934, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 216.
Jesuiten (Gesellschaft Jesu); Schlagwort Nr. 7029.
KLUKE, Paul, Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main 1914-1932, Frankfurt am Main
1972.
LÖSER, Werner, Das Ignatiushaus der Jesuiten in Frankfurt und seine Vorgeschichte, in:
Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte 6 (2010),
S. 11-51.
SCHATZ, Klaus, Geschichte der deutschen Jesuiten (1814-1983), Bd. 3: 1917-1945,
Münster 2013, S. 33.
SCHATZ, Klaus, Kilian, Augustin (1856-1930), in: GATZ, Erwin (Hg.), Die Bischöfe der
deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1983,
S. 381-383.
SCHATZ, Klaus, Zur Gründungsgeschichte der Hochschule St. Georgen 1919-1926.
Zum 75jährigen Jubiläum, in: Theologie und Philosophie 76 (2001),
S. 481-508.
UNTERBURGER, Klaus, Vom Lehramt der Theologen zum Lehramt der Päpste? Pius XI.,
die Apostolische Konstitution "Deus scientiarum Dominus" und die Reform der
Universitätstheologie, Freiburg im Breisgau/ Basel / Wien 2010, S. 354-362.