Inflation in Italien
Nach Überwindung der direkt auf den Krieg und die Umstellung auf Friedensproduktion zurückgehenden europäischen Wirtschaftskrise von 1921 kam es zu einem kurzen, aber bedeutsamen wirtschaftlichen Aufschwung, allerdings zu Lasten der Löhne. Dies war auch einer durch die Inflation begünstigten Entwicklung des Exports bei gleichzeitig fehlender Konkurrenz aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich zu verdanken. Das starke Wirtschaftswachstum überdeckte in dieser Zeit aber nur nach wie vor bestehende Probleme. Ab 1924 stiegen zudem die Lebenshaltungskosten deutlich an.
1925 folgte der Umschwung und eine stark ansteigende Inflation löste den bis dato mäßigen Preisauftrieb ab, sodass die faschistische Regierung eine Währungsstabilisierung mit Hilfe englischer und US-amerikanischer Anleihen ins Auge fasste. Die geplante Währungsreform, die eine starke Aufwertung der Lira und eine rigorose Deflationspolitik vorsah, führte allerdings zu Protesten im Lager der Exportvertreter, was die Reform verzögerte. Angesichts des immer stärkeren Kursverlustes der Lira wurde die Reform 1927 dennoch umgesetzt.
Literatur
CIOCCA, Pierluigi / RINALDI, Roberto, L'inflazione in Italia, 1914-20. Considerazioni
a margine della tesi di laurea di Piero Sraffa, in: Rivista di storia economica 13,1
(1997), S. 3-40.
COHEN, Jon / FEDERICO, Giovanni, The Growth of the Italian Economy 1820-1960,
Cambridge 2001, S. 78-81.
FRASCANI, Paolo, Le crisi economiche in Italia. Dall'Ottocento a oggi, Rom / Bari
2012, S. 101-134.
RAFALSKI, Traute, Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise (1925-1936).
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf der Schwelle zur Moderne (Schriften des
Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin
45), Opladen 1984, S. 31-40.