Zisterzienserinnen

Der Ursprung der Zisterzienserinnen hängt eng mit der Geschichte des männlichen Zweigs des Ordens zusammen. Mit der Hilfe des Abtes des Zisterzienserklosters in Cîteaux, Stephan Harding, wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts das erste Frauenkloster in zisterziensischer Tradition in Tart (12 km nördlich von Cîteaux) errichtet. Es finden sich in der Literatur verschiedene Angaben über den genauen Beginn des weiblichen Lebens in zisterziensischer Tradition, sie belaufen sich auf 1120/25, dem Beginn der Gründung des Klosters Tart, bis 1132, dem Datum der Gründungsurkunde des Klosters. Um das Gebiet in Tart bildete sich schnell ein Verband von insgesamt 18 Filialklöstern, die sich jährlich unter dem Vorsitz des Abtes von Cîteaux zum Kapitel trafen und von der Äbtissin von Tart visitiert wurden. Seit 1147 wurden Frauenklöster offiziell in den Zisterzienserorden (OCist) korportiert. Sie lebten wie der männliche Zweig nach der Benediktinerregel und der Carta caritatis. Die vollständige rechtliche Eingliederung erfolgte Ende des 12., spätestens jedoch zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Im 13. Jahrhundert erlebte der Zisterzienserinnerorden eine Blüte, in der bedeutende Mystikerinnen hervortraten wie Mechthild von Magdeburg und Ida von Löwen. Nach den tridentinischen Reformen bildeten sich Reformbewegungen wie Feuillantinnen, Trappistinnen und Bernhardinerinnen heraus. Die meisten Zisterzienserinnenklöster gingen in der Säkularisation unter, lediglich Lichtenthal, Seligenthal, Marienthal und Marienstern überdauerten. 1938 zählten die Zisterzienserinnen weltweit 46 Frauenklöster mit 1.210 Nonnen, davon 704 Chorfrauen. Auf deutschen Boden waren zwei Kongregationen vertreten. Zur Kongregation von Mehrerau gehörten die Klöster Frauenthal, Magdenau, Wurmsbach, Eschenbach, Mariastern, Maigrauge, Oberschönenfeld, Thyrnau und Lichtenthal mit 479 Schwestern. Zur Kongregation vom heiligen Herzen Mariens gehörten 150 Schwestern in den Klöstern Porta coeli (Mähren), Marienthal und Marienstern (beide in Sachsen). Seligenthal bei Landshut und Waldsassen waren mit zusammen 197 Schwestern selbständige Häuser.
Literatur
ALTERMATT, Alberich Martin, Zisterzienserinnen in: Lexikon für Theologie und Kirche3 10 (2001), Sp. 1470 f.
DIETRICH, Adolf, Zisterzienser, in: Lexikon für Theologie und Kirche 10 (1938), Sp. 1078-1083, hier 1082 f.
HANNÖVER, Bruno Norbert, Die Zisterzienserinnen, Frauen in der Nachfolge Christi, Grevenbroich 2004, S. 70-75.
HEIMBUCHER, Max, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1, Paderborn 31933, ND München / Paderborn / Wien 1965, S. 356-362.
LEKAI, Louis J., Cistercensi, in: Dizionario degli Istituti di Perfezione 2 (1975), Sp. 1058-1098.
SCHINDELE, Maria Pia, Frauen aus Adel und Bürgertum in gemeinsamer zisterziensischer Lebensordnung, in: SIEBENMORGEN, Harald (Hg.), 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal, Sigmaringen 1995, S. 35-42.
WARNATSCH-GLEICH, Friederike, Herrschaft und Frömmigkeit. Zisterzienserinnen im Hochmittelalter (Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser 21), Berlin 2005, S. 22-28.
Empfohlene Zitierweise
Zisterzienserinnen, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 15065, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/15065. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 31.07.2013, letzte Änderung am 10.09.2018.
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