Infallibilität des Papstes
Die Unfehlbarkeit des Papstes wurde am 18. Juli 1870 mit der ersten dogmatischen Konstitution "Pastor aeternus" des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) dogmatisiert: "Wenn der Römische Bischof 'ex cathedra' spricht, das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten Apostolischen Autorität entscheidet, daß eine Glaubens- oder Sittenlehre ["doctrinam de fide vel moribus"] von der gesamten Kirche festzuhalten ist, dann besitzt er mittels des ihm im seligen Petrus verheißenen göttlichen Beistandes jene Unfehlbarkeit ["ea infallibilitate"], mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definition der Glaubens- oder Sittenlehre ausgestattet sehen wollte; daher sind solche Definitionen des Römischen Bischofs aus sich ["ex sese"], nicht aber aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich" (DH 3074).
Kirchenrechtlich ist der Papst damit, "wenn er amtlich als oberster Lehrer (ex cathedra) über Glaubens- und Sittensachen eine Entscheidung trifft, unfehlbar" (EICHMANN / MÖRSDORF, S. 343, vgl. auch CIC/1917 cann. 1323, 247 § 1, 252 § 1, 1395 § 1).
Nach der Verkündigung des Dogmas wurde die päpstliche Unfehlbarkeit bisher erst einmal in Anspruch genommen, nämlich von Pius XII. in der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" vom 1. November 1950, in der er das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel erklärte.
Quellen
1917 Codex Iuris Canonicis, cann. 1323, 247 § 1, 252 § 1,
1395 § 1, in: www.jgray.org (Letzter Zugriff am: 13.07.2016).
Codex Iuris Senior, cann. 1323, 247 § 1, 252 § 1,
1395 § 1, in: www.catho.org (Letzter Zugriff am: 13.07.2016).
GASPARRI, Pietro (Hg.), Codex Iuris Canonici Pii X Pontificis Maximi iussu
digestus, Benedicti Papae XV auctoritate promulgatus, Rom 1917,
S. 383 f., can. 1323; S. 65, can. 247 § 1;
S. 68, can. 252 § 1; S. 407, can. 1395 § 1, in:
archive.org (Letzter Zugriff am: 13.07.2016).
Dogmatische Konstitution "Pastor aeternus" über die Kirche Christi vom 18. Juli
1870 (Erstes Vatikanisches Konzil), in: DENZINGER, Heinrich / HÜNERMANN Peter (Hg.),
Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion
symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Freiburg im Breisgau /
Basel / Wien 402005, DH 3050-3075, S. 824-833.
Pius XII., Apostolische Konstitution "Munificentissimus Deus" vom
1. November 1950, in: DENZINGER, Heinrich / HÜNERMANN, Peter (Hg.), Kompendium der
Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion symbolorum
definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Freiburg im Breisgau / Basel /
Wien 402005, DH 3900-3904, S. 1099-1101.
Literatur
HASLER, August Bernhard, Pius IX. (1846-1878), Päpstliche Unfehlbarkeit und
1. Vatikanisches Konzil. Dogmatisierung und Durchsetzung einer Ideologie, 2
Bde (Päpste und Papsttum 12,1 und 12,2), Stuttgart 1977.
KÖSTERS, Ludwig, Unfehlbarkeit, in: Lexikon für Theologie und Kirche 10 (1938),
Sp. 376-383.
EICHMANN, Eduard / MÖRSDORF, Klaus, Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex
Iuris Canonici, Bd. 1: Personenrecht, Paderborn 71953,
S. 343.
SCHATZ, Klaus, Der päpstliche Primat. Seine Geschichte von den Ursprüngen bis zur
Gegenwart, Würzburg 1990, S. 222.
SCHATZ, Klaus (Hg.), Ignatius von Senestrey. Wie es zur Definition der päpstlichen
Unfehlbarkeit kam. Tagebuch vom 1. Vatikanischen Konzil, Frankfurt am Main
1977.
SCHATZ, Klaus, Vaticanum I 1869-1870, Bd. 3: Unfehlbarkeitsdiskussion und
Rezeption (Konziliengeschichte A), Paderborn u. a. 1994, S. 220-255.