Deutsche Zentrumspartei, Denkschrift Marx' vom 17. Juli 1925
Die Zusammenarbeit mit der SPD habe sich aus der außergewöhnlichen Situation der Novemberrevolution 1918 ergeben, in der die SPD die herrschende Partei gewesen sei und die protestantisch konservativen Kreise versagt haben. Nur durch diese Zusammenarbeit habe "der Einfluss der christlichen Volkskreise auf die Ordnung der staatlichen Verhältnisse" gesichert werden können (Denkschrift Marx', S. 660).
Diese Politik habe die SPD gezähmt und einen günstigen Einfluss auf die Arbeiterschaft gehabt, was etwa in der Unterstützung der SPD für einen katholischen Kandidaten bei den Reichspräsidentenwahlen 1925 zum Ausdruck komme. Dieses Vorgehen habe jedoch keinen Einfluss auf die grundlegende Unvereinbarkeit zwischen Katholizismus und Sozialismus, sei aber gerade angesichts der aktuellen sozialen Verwerfungen im Reich notwenig, um die Zähmungserfolge der Vergangenheit nicht preiszugeben.
Die immer wieder geforderte Zusammenarbeit mit den protestantischen Rechtsparteien sei dagegen nicht angeraten, weil diese, wie die Reichspräsidentenwahl 1925 ebenfalls gezeigt habe, konfessionelle Konflikte schürten und eine Gefahr für den deutschen Katholizismus darstellten.
Quellen
Denkschrift Marx', [von vor dem 17. Juli 1925], in: HÜRTEN, Heinz (Bearb.), Akten deutscher
Bischöfe über die Lage der Kirche 1918-1933, Bd. 1: 1918-1925
(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 51), Paderborn u. a. 2007,
Nr. 331, S. 659-663.
Wilhelm Marx an Pius XI. vom 17. Juli 1925, in: STEHKÄMPER, Hugo (Bearb.), Der
Nachlaß des Reichskanzlers Wilhelm Marx, Bd. 2 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln
53), Köln 1968, S. 375.
Literatur
HEHL, Ulrich von, Wilhelm Marx 1863-1946. Eine politische Biographie
(Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 47), Mainz 1987,
S. 354.
RUPPERT, Karsten, Im Dienst am Staat von Weimar. Das Zentrum als regierende Partei in
der Weimarer Demokratie 1923-1930 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der
politischen Parteien 96), Düsseldorf 1992, S. 185 f.