Deutsche Zentrumspartei, Deutsches Kaiserreich

Die Ursprünge der Deutschen Zentrumspartei (Zentrum) gehen auf die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848/49 zurück. Die Abgeordneten der Katholischen Fraktion hatten ihre Sitzplätze zwischen den Konservativen (rechts) und den Liberalen (links), also in der Mitte oder im Zentrum. Die Gründung der Zentrumspartei erfolgte im Vorfeld der Reichstagswahl 1871. Die Wählerschaft war sozial heterogen, ihr verbindendes Element war der Katholizismus. Das Zentrum wollte die Selbständigkeit der katholischen Kirche im protestantisch dominierten kleindeutsch-preußischen Nationalstaat bewahren. Im Kulturkampf entwickelte sie sich zu einer geschlossenen Einheit.
Im Ersten Weltkrieg unterstützte die Partei zuerst die annexionistische deutsche Kriegszielpolitik. Unter dem Einfluss Matthias Erzbergers änderte sie im Juli 1917 ihren Kurs und bildete mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der Fortschrittlichen Volkspartei und der Nationalliberalen Partei den Interfraktionellen Ausschuss. Mit Georg Graf von Hertling stellte sie ab September 1917 erstmals den Reichskanzler.
Das Zentrum lehnte zwar die Novemberrevolution ab, stellte sich jedoch auf die Seite des republikanischen Staates. Aus Protest spalteten sich daraufhin die bayerischen Mitglieder ab und gründeten die Bayerische Volkspartei. In der Verfassunggebenden Nationalversammlung bildete die Zentrumspartei zusammen mit den Sozialdemokraten und der Deutschen Demokratischen Partei die Weimarer Koalition.
Literatur
ASMUSS, Burkhard, Die Deutsche Zentrumspartei (Zentrum) 1870-1918, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 11.09.2009).
Deutsche Zentrumspartei; Schlagwort Nr. 4042.
HOFMANN, Robert, Geschichte der deutschen Parteien. Von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart, München / Zürich 1993, S. 85-108, hier 94-108.
HUBER, Ernst Rudolf, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 4: Struktur und Krisen des Kaiserreichs, Stuttgart u. a. 21982, S. 49-62.
MORSEY, Rudolf, Die Deutsche Zentrumspartei 1917-1923 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 32), Düsseldorf 1966.
RAASCH, Markus, "Zur Charakterlosigkeit der Masse der Männer". Adelige Frauen und die Anfänge der Zentrumspartei, in: RAASCH, Markus / LINSENMANN, Andreas (Hg.), Die Frauen und der politische Katholizismus. Aktuerinnen, Themen, Strategien (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte C.1), S. 291-323.
Empfohlene Zitierweise
Deutsche Zentrumspartei, Deutsches Kaiserreich, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 28004, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/28004. Letzter Zugriff am: 23.11.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 26.06.2019.
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