Tägliche Rundschau

Die "Tägliche Rundschau" wurde 1881 zunächst als unpolitisches Unterhaltungsblatt gegründet. Sie verzichtete in ihrer Berichterstattung jedoch auf Sensationelles und Frivoles. In den folgenden Jahren enthielt sich das Blatt zwar weiter der Parteipolitik, nicht mehr aber der Politik im Allgemeinen. Seine inhaltlichen Akzente verschoben sich mehrfach, doch eine nationale Gesinnung, die Propagierung einer planmäßigen Kolonialpolitik und die Gegnerschaft zur Sozialdemokratie blieben inhaltliche Konstanten. Hinzu kam der Kampf gegen den politischen Katholizismus. Auch wenn der antikatholische "Evangelische Bund" schon vor dem Ersten Weltkrieg das Blatt seinen Mitgliedern empfahl, war die "Tägliche Rundschau" entgegen der Behauptung Pacellis nicht sein Organ (Dokument Nr. 1056).
Nach der Novemberrevolution 1918 stand die "Tägliche Rundschau" der neuen Republik ablehnend gegenüber. Zunächst eher der Deutschen Volkspartei (DVP) nahestehend, schwenkte das Blatt 1921 auf einen deutschnationalen Kurs ein. 1922 kaufte Hugo Stinnes die durch die Inflation in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Zeitung auf und vereinigte sie mit der "Deutschen Allgemeinen Zeitung", welche noch bis 1923 den Untertitel "Tägliche Rundschau" trug.
Seit Ende 1924 wurde wieder eine "Neue Tägliche Rundschau" herausgegeben. Dies geschah unter maßgeblicher Beteiligung des "Evangelischen Bundes". Das erneut national ausgerichtete Profil der Zeitung wurde entsprechend protestantisch geschärft. Nach dem Rückkauf der Namensrechte von Stinnes erschien das Blatt seit Ende 1925 wieder unter seinem ursprünglichen Titel. Trotz seiner Nähe zum Deutschnationalismus diente die "Tägliche Rundschau" in dieser Zeit auch als offiziöses Verlautbarungsorgan Gustav Stresemanns und seiner Außenpolitik.
1928 bis 1930 stellte die Zeitung ihr Erscheinen erneut ein. Anschließend wurde sie vorübergehend das Organ des Christlich-Sozialen Volksdienstes (CSVD), kooperierte mit verschiedenen rechtsgerichteten Gruppen und Splitterparteien und vertrat mehr und mehr rechtsradikale und antidemokratische Positionen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste die "Tägliche Rundschau" im Oktober 1933 ihr Erscheinen endgültig einstellen.
Literatur
Evangelischer Bund; Schlagwort Nr. 5008.
FLEISCHMANN-BISTEN, Walter, Der Evangelische Bund in der Weimarer Republik und im sog. Dritten Reich (1918-1945), in: DERS. / GROTE, Heiner, Protestanten auf dem Wege. Geschichte des Evangelischen Bundes (Bensheimer Heft 65), Göttingen 1986, S. 85-164, hier 101.
PÖHLS, Joachim, Tägliche Rundschau (1881-1933), in: FISCHER, Heinz-Dietrich (Hg.), Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts (Publizistik-historische Beiträge 2), Pullach bei München 1972, S. 349-363.
Tägliche Rundschau, in: d-nb.info (Letzter Zugriff am: 26.03.2013).
Empfohlene Zitierweise
Tägliche Rundschau, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 22004, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/22004. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 14.01.2013, letzte Änderung am 29.09.2014.
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