Reichstag, 1928-1930
Da die SPD mit Abstand stärkste Kraft wurde, drängte sich die Bildung einer Großen Koalition unter ihrer Führung auf. Aufgrund der unterschiedlichen Positionen der möglichen Koalitionspartner, insbesondere zwischen SPD und DVP, drohten die Verhandlungen zu scheitern. Erst der Vorschlag Gustav Stresemanns, der aus außenpolitischen Erwägungen an einer Großen Koalition interessiert war, ein "Kabinett der Persönlichkeiten" ohne Beteiligung der jeweiligen Fraktionen zu bilden, brachte den Durchbruch. Das zweite Kabinett des Reichskanzlers Hermann Müller (SPD), das am 28. Juni 1928 berufen wurde, erhielt allerdings erst nach einer weiteren Regierungskrise im April 1929 eine förmliche Vereinbarung.
Die Regierungszeit war geprägt von den Auseinandersetzungen um den Neubau eines Panzerkreuzers, den Young-Plan und die Sozialpolitik. Agrar- und Wirtschaftskrise sowie die zunehmende politische Polarisierung lähmten die Innenpolitik. Schließlich trat Müller am 27. März 1930 zurück.
Literatur
BÜTTNER, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik. 1918-1933, in: BENZ, Wolfgang
(Hg.), Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 18: 20. Jahrhundert
(1918-2000), Stuttgart 102010, S. 171-767, hier 596-608.
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen
in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten. 1919-1933, München 1986,
S. 44.
Reichsregierung (1923-11-30 – 1924-06-03) Kabinett Marx I; Schlagwort Nr. 18018.
Reichsregierung (1927-01-29 – 1928-06-29) Kabinett Marx IV; Schlagwort Nr. 18023.
Reichsregierung (1928-06-28 – 1930-03-30) Kabinett Müller II; Schlagwort Nr. 18024.