Unionsbestrebungen der bulgarisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen
Im April 1916 führte Erzberger geheime Unterredungen mit dem päpstlichen Mitarbeiter Prälat Robert Ritter von Gerlach über die Unionspläne. Der Bericht dieses Treffens enthielt sieben Programmpunkte, darunter die Förderung der lateinischen Priesterausbildung, die Errichtung von katholischen Gymnasien und der Aufbau einer Nuntiatur in Sofia. Gerlach sah aus theologischer Sicht die Übernahme des "filioque" ins Credo, also den Glaube der römisch-katholischen Kirche, dass der Heilige Geist aus Gottvater und Sohn hervorgeht, sowie die Anerkennung des Primates des Papstes als Voraussetzung der Union an.
Hubert Bastgen wurde durch das Auswärtige Amt zur Vermittlung eingesetzt. Er sollte sich neben der bulgarischen auch mit der rumänischen Kirchenunion beschäftigen. Ein Jahr später regte er seine Anstellung als Militärseelsorger in Bulgarien an und traf sich vermehrt mit Zar Ferdinand I. von Bulgarien, der zusammen mit seinem Sohn Boris der Kirchenunion sehr positiv gegenüber stand. Im Februar 1918 begrüßte Bastgen den Besuch des Erzbischofs Michael von Faulhaber von München und Freising in Sofia, da er die Beziehungen sowohl zum bulgarischen Staat als auch zur Orthodoxie stärkte.
Während der Kontakt zu Zar Ferdinand konstant gut war, stieg Anfang 1918 im bulgarischen Volk die Ablehnung gegen das Deutschen Reich. Im Juni 1918 entließ Zar Ferdinand den bisherigen Ministerpräsident Vasil Radoslavov und beauftragte den "russophilen" Oppositionsführer Alexander Malinov mit der Kabinettsbildung. Dies bedeutete faktisch das Ende der Unionsgespräche.
Literatur
HAAS, Reimund, Matthias Erzberger, Hubert Bastgen und die kirchenpolitischen Pläne für
eine katholische Kirchenunion mit Bulgarien (1916-1918), in: Ostkirchliche Studien 55
(2006), S. 218-258.