In der polnischen Unabhängigkeitsbewegung gab es seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zwei große politische Strömungen. Auf der einen Seite standen die Nationaldemokraten, bei denen Roman Dmowski eine führende Rolle einnahm, auf der anderen Seite die Sozialisten unter Józef Piłsudski. Im August 1917 gründeten unter dem Eindruck der Februarrevolution im Russischen Reich führende Nationaldemokraten, unter denen auch Dmowski war, in Lausanne ein Polnisches Nationalkomitee. Das Komitee zog bald nach Paris um und wurde im Herbst von den Alliierten als offizielle polnische Organisation anerkannt. Im Verlauf des Jahres 1918 geriet es aber gegenüber der sich in Warschau etablierenden Regierung unter Piłsudski ins Hintertreffen. Obgleich Dmowski bei den Pariser Friedensverhandlungen eine zentrale Rolle spielte und immer wieder in Konflikt mit den Pariser Vertretern Piłsudskis geriet, konnte das Komitee zu dieser Zeit – im Gegensatz zu Schioppas Einschätzung (Dokument Nr. 1025) – nicht als eigene polnische Regierung bezeichnet werden.
Literatur
BORODZIEJ, Włodzimierz, Geschichte Polens im 20. Jahrhundert (Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert), München 2010, S. 87, 93 f. u. 105-110.
Empfohlene Zitierweise
Polnisches Nationalkomitee, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 254, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/254. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
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