Enzyklika Pius' XI. "Ubi arcano Dei" vom 23. Dezember 1922

Die Enzyklika "Ubi arcano" vom 23. Dezember 1922 war die Antrittsenzyklika Papst Pius' XI., in der er gemäß seinem Motto "Pax Christi in regno Christi" die programmatischen Grundlinien seines Pontifikats entfaltete.
Im ersten Teil der Enzyklika beklagte der Papst die Lage Europas nach dem Ersten Weltkrieg, das durch den Krieg so viel Leid hatte erleben müssen. Die gesellschaftlichen Umwälzungen, die prekäre wirtschaftliche Situation und die Engpässe in der Versorgungslage bedrückten die Menschen. Noch schlimmer waren laut Pius XI. allerdings die anhaltende Feindseligkeit der Völker Europas und der voranschreitende Werte- und Sittenverfall, den er durch den Wegfall der alten Autoritäten der vormals monarchischen Staaten beschleunigt sah. Besonders die Familien als Keimzellen von Kirche und Staat sah er bedroht.
Die einzige Möglichkeit, dauerhaft den Frieden und eine tragende Ordnung des Gemeinwesens zu sichern, war für Pius XI. die Orientierung an Christus, dem König aller Menschen und Herrschaftssysteme. Das Reich Christi sollte im Handeln der Kirche sichtbar werden und den Menschen eine neue Richtschnur sein. Wenn in allen Bereichen des täglichen Lebens die Botschaft des Glaubens erfahrbar würde, wäre damit ein starker Gegenentwurf zum angeprangerten Materialismus gegeben, den der Papst als schädliche Lehre verurteilte.
Für den Ratti-Papst war die Kirche die alleinige Vermittlungsinstanz des Friedens Christi, die dessen Lehren, Gebote und Beispiele lebte und verkündete. Wichtig war ihm, dass das Reich Christi in den einzelnen Menschen, die Glieder der Kirche sind, im Zeichen der Liebe und der Nachahmung Jesu zur Entfaltung komme. Positiv beurteilte er dabei das katholische Vereinswesen, sowohl die frommen Vereinigungen als auch die karitativ-beratenden Vereine und die Organisationen, die kirchliche Großereignisse veranstalten. Dieses bunte kirchliche Leben zeigte ihm den Geist des Apostolats aller Gläubigen. Pius XI. fasste diese verschiedenen Laienbewegungen unter dem Schlagwort "Katholische Aktion" zusammen, die in den folgenden Jahren zu einer Aufwertung und Förderung der Laien in der Kirche führen sollte. So wurde im Laufe der Zeit den Laien die Mitwirkung an seelsorglichen Aufgaben gewährt, wie etwa bei der Erstkommunionvorbereitung, bei der Mitgestaltung der Gottesdienste oder bei karitativen Tätigkeiten. Träger dieses Laienapostolats waren verschiedene katholische Bewegungen wie die Liturgische, die Bibel- und die Jugendbewegung.
Quellen
Enzyklika "Ubi arcano Dei" vom 23. Dezember 1922, in: Acta Apostolicae Sedis 14 (1922), S. 673-700, in: www.vatican.va (Letzter Zugriff am: 10.02.2016).
Pius XI., Frieden Christi im Reich Christi (23. Dezember 1922: Ubi arcano dei consilio). Lateinischer und deutscher Text, Freiburg im Breisgau 1923.
Ubi arcano dei consilio, in: www.vatican.va (Letzter Zugriff am: 10.02.2016).
Literatur
GELMI, Josef, Die Päpste in Lebensbildern, Graz 1989, S. 292-302.
ISERLOH, Erwin, Pius XI., in: GRESCHAT, Martin (Hg.), Das Papsttum ,Bd. 2: Vom großen abendländischen Schisma bis zur Gegenwart (Gestalten der Kirchengeschichte 12), Stuttgart 1985, S. 257-276.
Empfohlene Zitierweise
Enzyklika Pius' XI. "Ubi arcano Dei" vom 23. Dezember 1922, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 28063, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/28063. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 18.09.2015, letzte Änderung am 15.02.2016.
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