Bertrams Einschätzung der Zentrumspartei

Der Breslauer Fürstbischof Adolf Kardinal Bertram überließ der Deutschen Zentrumspartei das "politische Tagesgeschäft". Er versuchte allerdings durch direkten Kontakt mit den Parteiführern Einfluss auf deren Politik zu nehmen. Für Bertram war das Zentrum die einzige Partei in der Weimarer Republik, die die katholischen Interessen vertrat. Für eine Einschätzung der Bayerischen Volkspartei (BVP) war er als Vorsitzender der preußischen Fuldaer Bischofskonferenz nicht zuständig.
Analyse
Aus dem Schreiben Bertrams an Pacelli (Dokument Nr. 1741) über die versuchte Instrumentalisierung des Heiligen Stuhls durch die schlesischen Grafen Hans von Praschma und Anton von Magnis kann seine Einstellung gegenüber einer politischen Zusammenarbeit der Zentrumspartei mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) erschlossen werden. Von der DNVP war zukünftig eine katholikenfeindliche Politik zu erwarten. Darüber hinaus lehnte Bertram deren antirepublikanische und auf die Restauration der Monarchie abzielende Politik ab, die eine harmonische Zusammenarbeit der beiden von Gott gewollten Autoritäten Kirche und Staat unmöglich machte. Die Zusammenarbeit der Zentrumspartei mit der weltanschaulich verfeindeten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) hingegen beurteilte Bertram als zum Teil notwendig, vor allem in solchen Fällen, in denen sie zur Stabiliserung des von Gott gewollten Staates beitrug.
Literatur
HINKEL, Sascha, Adolf Kardinal Bertram. Kirchenpolitik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 117), Paderborn u. a. 2010, S. 127-138, hier 132-136.
Empfohlene Zitierweise
Bertrams Einschätzung der Zentrumspartei, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 3073, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/3073. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Online seit 20.12.2011.
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