Verhandlungen über ein Konkordat mit dem Heiligen Römischen Reich 1803-1815
Während Österreich, Bayern, Württemberg und andere Mittelstaaten jeweils eigene Konkordate mit Rom anstrebten, trieb der Mainzer Erzbischof und deutsche Primas Karl Theodor von Dalberg, der einzige übrig gebliebene Fürstbischof, den Abschluss eines Reichskonkordats voran. Rückendeckung erhielt er dabei von Napoleon. Preußen hingegen wollte gar kein Konkordat, nicht auf Landes- und noch weniger auf Reichsebene.
Da Dalbergs Pläne in Rom die Sorge hervorriefen, in Deutschland könnte unter dem Deckmantel des Konkordats eine vom Papst emanzipierte Nationalkirche entstehen, bevorzugte die Kurie Separatkonkordate mit den deutschen Staaten. So blieben die ersten konkreten Konkordatsverhandlungen, zu denen 1803 bis 1804 Vertreter des Kaisers, des Reichserzkanzlers und des Papstes in Wien zusammenkamen, erfolglos. Auch in Paris, wo Dalberg am Rande der Kaiserkrönung Napoleons im Spätherbst 1804 mit Papst Pius VII. und einigen Kardinälen verhandelte, kamen die Reichskonkordatsverhandlungen nicht voran. Die bald darauf einsetzende und 1806 vollzogene Auflösung des Reichs machte den Plan für ein Reichskonkordat obsolet. Er fand jedoch eine Fortsetzung in den erneut von Napoleon unterstützten Bemühungen Dalbergs, ein Konkordat für die Rheinbundstaaten auszuhandeln. Auch dieses Konkordat mit dem "Dritten Deutschland" fand in Rom keine Zustimmung und wurde 1815 endgültig zu den Akten gelegt.
Literatur
BURKARD, Dominik, Staatskirche - Papstkirche - Bischofskirche. Die "Frankfurter
Konferenzen" und die Neuordnung der Kirche in Deutschland nach der Säkularisation
(Römische Quartalschrift, Beiheft 53), Rom / Freiburg im Breisgau / Wien 2000,
S. 111-119.
HAUSBERGER, Karl, Dalbergs Konkordatspläne für das Reich und den Rheinbund, in:
DUCHARDT, Heinz / WISCHMEYER, Johannes (Hg.), Der Wiener Kongress - eine
kirchenpolitische Zäsur? (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte
Mainz. Beihefte 97), Göttingen 2013, S. 11-39.